Der grüne Fürst und die Kaiserin bitten zum Empfang: Noch bis 15. Oktober ist die Schau im Schloss Babelsberg geöffnet

Nach der Ausstellung wird das Schloss wieder für mehrere Jahre geschlossen. Foto: Sophie Jäger

Schaffen Sie es auch immer erst auf den letzten Metern? Da gibt es im Kopf eine Liste mit den schönsten Dingen, spannendsten Filmen, hochgelobtesten Ausstellungen, die man keineswegs verpassen möchte, doch am Ende muss man sich sputen, dass sie nicht ungesehen vorüberziehen. Bei Pückler ist es mir noch rechtzeitig gelungen, ihm meine Aufwartung zu machen. Sogar drei Wochen, bevor er sich aus dem Schloss Babelsberg wieder verabschiedet. Noch bis zum 15. Oktober weht die weiße Fahne mit dem Wort Pückler auf dem Schlossturm und lädt ein, die Ausstellung „Pückler Babelsberg – Der grüne Fürst und die Kaiserin“ zu sehen. Ein Muss für Parkliebhaber. Und dank Online-Reservierung für ein bestimmtes Zeitfenster ganz bequem ohne Schlange stehen.

Wie oft bin ich schon an diesem Schloss vorbeispaziert, den englischen Tudorstil bewundernd. Doch der auf einem Hügel an der Havel stehende Prachtbau ist seit vielen Jahren verschlossen und harrt seiner Sanierung. Die letzte Ausstellung fand 2003 statt. Nun endlich hat sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten entschlossen, das Haus immer mal wieder zwischen den Arbeiten zu öffnen. Dabei wirkt diese Schau keineswegs wie ein Lückenfüller. Sie ist mit Liebe, Eis und Sahnehäubchen angerichtet und schwelgt im Dialog mit den Blicken hinaus. Wir stehen am Fenster, vor dem einst der Schreibtisch von Augusta platziert war, und ahnen, wie die Kaiserin von dieser Aussicht über die Weite des Tiefen Sees beflügelt wurde. Hier schrieb sie sicher auch ihre Briefe an Pückler, dem Hallodri und treuen Freund, der sie mit den exotischsten Geschenken verwöhnte. Darunter der blaue Ara-Papagei, der nun nachgebildet überall im Park auf die Besucher herabschaut. Die Königin hatte indes nicht allzu lange Freude an diesem gefiederten Gefährten. Offensichtlich war es ihm trotz aller Verzärtelung zu kalt im preußischen Schlosse und er fiel alsbald von der Stange. Um wohltemperierte Kälte geht es dann beim so genannten Pückler-Eis, das am runden Tisch im Tanzsaal höfisch dekorativ Platz nimmt. Eine „Tutti-frutti“-Augenweide – durchflutet von der warmen Herbstsonne, die durch die riesigen Fenster fällt. Kleine Episoden, gut animierte technische Details wie über die Wasserläufe und -kaskaden bringen Kurzweil in die kleine Schau, die man in etwa einer Stunde guter Dinge wieder verlässt. Um natürlich noch einen Spaziergang anzuschließen: unter fallenden Eicheln bis ans Schwarze Meer. Ja, Pückler-Muskau (1785 bis 1871) war nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, Weltenbummler, Exzentriker, Frauenheld und Lebemann, sondern vor allem ein genialer Landschaftsarchitekt. Er wusste die Natur in Szene zu setzen. Und ihnen klangvolle Namen zu geben.

Noch ist der Vorhang geöffnet. Betreten Sie seine Bühne aus dem Inneren heraus! Noch bis zum 15. Oktober ist dazu Gelegenheit. he

Die Schau ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10 Euro.

Das Schloss ist am besten erreichbar mit der S-Bahn bis Griebnitzsee oder Babelsberg und dann mit dem Bus 616 bis Haltestelle Schloss Babelsberg. Außerdem fährt in der Zeit der Ausstellung der Bus 603 an den Wochenenden im 20-Minuten-Takt auch vom Potsdamer Hauptbahnhof zu dieser Haltestelle.

Infos unter: www.spsg/pueckler-babelsberg.de

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