Malerisch-tänzerischer Festival-Auftakt von „Made in Potsdam“

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Auf Flucht und Suche: Am Donnerstag ist Festivalbeginn von Made in Potsdam

Es ist eine ungewöhnliche Zeit für ein Festival. Alles scheint noch eingefroren, das Jahr muss sich erst warmlaufen. Da kommt das Elektro-Scooter-Ballett gerade richtig. Es rollt am Donnerstag zum Auftakt des „Made in Potsdam“-Festivals erwärmend durch Raum und Zeit und lässt das Fahren zum Tanz werden.

Die drei Sopranistinnen auf ihren Segways gaben bereits bei den Schirrhofnächten im August eine Kostprobe ihres ungewöhnlichen Spektakels: Sie füllten die Pause einer Shakespeare-Aufführung mit einem witzig- verstörenden Intermezzo. Wie aufgescheuchte Hühner durchfegten sie den Hof. Nicht länger als fünf Minuten – aber doch nachhaltig in der Erinnerung. Nun also stimmen sie wieder ihre Gesänge an – zwischen Rap, Volkslieder und Popsongs: zur Premiere ihres fertigen Stücks, in dem es um Reise, Flucht und Suche geht. „Mein Touristenführer“ erzählt von großen und kleinen Aufbrüchen ins Ungewisse, von denen unsere Kulturen mit geprägt sind: heute globaler denn je. Wir können überall hin reisen und kommen bereichert und weitsichtiger nach Hause zurück. Andere müssen die Heimat verlassen, suchen nach einer neuen und wissen nicht, ob sie jemals in die alte zurückkehren. Auch ihr Gesang stimmt in den Kanon Heimat mit ein.

Vom „Kombinat Potsdam“ und den Regisseuren Paula E. Paul und Sirko Knüpfer in Szene gesetzt, mündet diese musikalisch-tänzerische Uraufführung in der Waschhaus Arena direkt in die Ausstellungseröffnung im Kunstraum nebenan. Denn „Made in Potsdam“ verknüpft verschiedene Genres und Produktionen, die in Potsdam entstanden sind: von Künstlern, die ständig hier wohnen und jenen, die oft zu Gast sind und schon fast Potsdamer geworden sind.

Die sieben Aussteller im Kunstraum kennt jeder, der sich für Potsdamer Kunst interessiert: Alice Bahra, Christa und Peter Panzer, Barbara Raetsch, der verstorbene Christian Roehl, Peter Rohn sowie Alfred Schmidt. Jeder malt auf ganz eigene Weise, was ihn bewegt, was er sieht und empfindet: hier Zuhause und dort, wo es ihn hinzieht. Denn auch in den Bildern geht es ums Reisen: um Kopf-, Fantasie- und Seelenreisen. Jeden zieht es woanders hin – vor allem aber immer wieder zu sich selbst, zu dem ganz eigenen Ausdruck in Farbe und Form.

Barbara Raetsch lässt dabei die Farbe fließen: frei und selbstbewusst, ob im sonnigen Rapsgelb oder kräftigen Mohnrot. Für sie ist Landschaft ein Krafttrunk in Farben. Alfred Schmidt wiederum hält an seiner unstillbaren Sehnsucht fest, seiner, unserer Stadt mit gemalten Liebeserklärungen zu huldigen: wiedererkennbar bis ins Detail. Bei Christa Panzner erinnere ich mich besonders intensiv an ihre Verstrickungen von Mensch und Natur, die der leisen inneren Stimme schroff und expressiv Gehör verschaffen. Ich freue mich, allen diesen „Alt-Potsdamern“ wieder zu begegnen und bin gespannt, wohin ihre Reise heute geht.
„Made in Potsdam“ zeigt bis Mitte Februar in der Schiffbauergasse zeitgenössischen Tanz, Performance, Musik und Kunst: mit der Heimatmarke „Made in Potsdam“ als Bekenntnis. (he)

Eröffnung: Donnerstag, 14. Januar, 19 Uhr, in der Waschhaus Arena (Uraufführung „Mein Touristenführer“; Karten kosten 20,90 Euro)

Anschließend um 20.30 Uhr Vernissage im Kunstraum des Waschhauses

Weiteres unter www.fabrikpotsdam.de und www.kombinat.co

mein Touristenführer – ein Electro-Scooter-Ballett from KOMBINAT on Vimeo.

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