Über Kopfsteinpflaster zum Babyschwimmen – ein kleiner Erfahrungsbericht zum Kindertag

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Achtung, Muttis im Anmarsch!

Heute ist Kindertag. Eigentlich müsste die Stadt eine große Party schmeißen. Denn hier leben  ̶  bezogen auf die Einwohnerzahl  ̶  so viele Kinder wie nirgends sonst in Ostdeutschland. Die Carl-von-Ossietzky Straße bei mir um die Ecke gehört sogar zu den kinderreichsten Deutschlands. Auch im Bundesvergleich trumpft die Stadt mit seiner Kinderfreundlichkeit auf. Als Mutter einer einjährigen Tochter im familienfreundlichen Potsdam West weiß ich um die Attraktivität meiner Stadt.
Das Angebot für uns Mütter lässt kaum Wünsche offen. Über Langeweile in der Elternzeit kann sich also eigentlich keiner beschweren. Einziges Problem: Die meisten Kurse kosten Geld, und das nicht wenig. Der Rückbildungskurs wird zwar von der Krankenkasse übernommen, aber jede weitere Bespaßung  ̶  von Pekip über Babyschwimmen bis Yoga mit Kind  ̶  muss aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Da lohnt es sich, auf die relativ günstigen Sportangebote für Eltern und Kind vom Hochschulsport der Universität zu schauen, die von Externen ebenso genutzt werden können. Auch das Treffpunkt Freizeit bietet bezahlbare Gruppen.

Im Sommer kann man natürlich die teure Pikler-, Pekip- oder Krabbelgruppe gut mit einem Besuch im Park oder auf den zahlreichen Spielplätzen der Stadt verbinden. Auch wenn die erst richtig spannend werden, wenn das Kind die ersten Schritte wagt. Zu den tollsten und beliebtesten Oasen gehören die Westkurve in Potsdam West, die Mäusefalle in der Innenstadt, der Spielplatz auf der Freundschaftsinsel und der Wasserspielplatz im Volkspark.

Doch was macht man an grauen und kalten Tagen? Zum „Volkssport“ für Mütter in Elternzeit gehört definitiv auch ausgiebiges Kaffeetrinken und Kuchenessen. Dafür bieten sich das Alex in der Wilhelmgalerie oder das Zweitwohnsitz in der Geschwister-Scholl-Straße an. Hier haben sicher schon einige Kinder ihre ersten Krabbel- und Laufversuche gemacht. Außerdem gibt es in diesen Cafés Spielecken, Wickeltische und keine Treppen, die es mit Kinderwagen zu überwinden gilt. Ich habe in meinem Leben jedenfalls noch nie so viel Kuchen gegessen wie in meiner Elternzeit. Aber als stillende Mutter braucht man eben viel Energie; zumindest wird mit dieser Einstellung gar nicht erst das schlechte Gewissen zugelassen. Und außerdem sitzt man ja nicht den ganzen Tag im Café, sondern verbringt immer noch die meiste Zeit damit, mit dem Kinderwagen Kilometer zu schrubben. Denn auch gelaufen bin ich noch nie so viel wie in den letzten 12 Monaten. Meine Mutter hat sich nach den ersten Runden durch den Park erstmal „Schiebeschuhe“ zugelegt. Irgendein Vorwand, neue Schuhe zu kaufen, findet sich doch immer. Jedenfalls ist Potsdam eine wirklich tolle Schiebestadt. Nach ein paar Wochen kannte ich bereits die Gesichter und Kinderwägen der Nachbarschaftsmuttis und –papis! Schiebt man aneinander vorbei, lächelt man sich zu oder grüßt sich. Ein bisschen wie beim Wandern oder beim Joggen. Oder man wirft sich mitleidige Blicke zu, wenn das Baby im Wagen schreit oder man trotz Dauerregen seine Runde drehen muss, weil das Kind zuhause nicht schlafen will. Da so ein Mittagsschlaf ja auch seine Zeit dauert, schafft man es von Potsdam West auch locker mal nach Babelsberg, Bornstedt oder zum Neuen Garten. Mit dem Kind lernt man seine Stadt noch einmal ganz anders kennen. Am Anfang war oberste Priorität, dass es möglichst viel schuckelt. Damit fiel der Park schon mal aus. Auf den Wegen lagen zu wenig Steine oder Äste. Am geeignetsten erwiesen sich die gepflasterten Gehwege in der Innenstadt. Wobei dort auch die Gefahr größer war, auf einen zu laut singenden Straßenmusiker, schreiende Kinder oder laut zufallende Autotüren zu stoßen. Mit einem schreckhaften Kind läuft man also einen regelrechten Spießrutenlauf. Alle Bauarbeiter mit Presslufthammer oder Krankenwagenfahrer mit Martinshorn ernteten von mir die bösesten Blicke. Irgendwann habe ich sogar den Postmann darauf hingewiesen, doch bitte nicht immer so lange zu klingeln. Der hat tatsächlich mit Verständnis reagiert, es sich gemerkt und am nächsten Tag nur ganz kurz geklingelt. Toll, diese kinderfreundliche Stadt! (so)

Hier geht es zu den Sportangeboten für Familien vom Hochschulsport Potsdam.

Auch das Treffpunkt Freizeit bietet Eltern-Kind-Kurse zum günstigen Preis an.

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