Es war ein kleines Wagnis: mein erster Theaterausflug mit Enkeltochter. Schließlich richtet sich das Tanzstück „Das kleine Licht bin ich“ an Kinder ab drei Jahren. Paula ist nicht mal zwei, dafür aber eine ausdauernde Bilderbuchanguckerin. Auch das Video, mit dem das T-Werk seine Inszenierung bewirbt, legte die Hoffnung nahe, dass sich unsere Enkelin von dem Zauber verführen lässt.
Und fürwahr: Schon vor der Vorstellung gibt es genug zu schauen, schließlich ist trotz Sonne und bestem Eislaufwetter das Theater bis aufs letzte Kissen mit quirligen Kindern besetzt. Und dann auf der Bühne die große Schaukel, die riesige „Gitarre“ (die eigentlich Kontrabass heißt) und die hellen Scheinwerfer … So viel zum Gucken und Staunen. Dann tastet sich barfuß die Potsdamer Tänzerin Laura Heinecke vorsichtig hinter dem Vorhang hervor, misst mit ihren beiden Armen die zu große Schaukel aus – und stockt. Ihr Mitspieler, das Licht, streikt. Eine technische Panne. Regisseur Jens-Uwe Sprengel nimmt sich beherzt der Sache an. Beim zweiten Anlauf klappt alles wie am Schnürchen und eine Welt des Staunens rollt sich aus – wie ein Spielteppich, gewoben aus Licht und Schatten und kunterbunter Fantasie. Da landet ein roter imaginärer Ball sanft auf Zunge und Nase, huscht über den Körper, verschwindet um die Ecke, um wieder von Neuem Sprünge, Schwünge und Pirouetten zu drehen. Es entspinnen sich kleine Neckereien, Fange- und Versteckspiele aus Licht und Vision – immer in anderer Variation, immer wieder faszinierend. Aus dem Ball wird eine lebendige Kiste, schließlich ein Fisch, dann Wasser. Immer mehr … Laura Heinecke taucht vorsichtig ein in dieses erfrischende „Nass“, krault kraftvoll durch das blaue Lichterband, als trügen sie die Wellen wie einen Delphin. Alles ist behauptet, alles ist wahr! Musik, Licht und Tanz vereinen sich zu einer Burg traumwandlerischer Sicherheit. Meine Enkelin hat zu tun, alles genau zu kommentieren: Mädchen, Schaukel, Eis, Musik. Der Mann an den Tasten- und Klanginstrumenten (Nicolas Schulze) wartet mit immer neuen Kapriolen auf und mischt sich punktgenau in Laura Heineckes Bewegungsfluss. Die 40 Minuten vergehen wie im Fluge. Der Zauber gelingt und saugt die Kinder und auch Großen auf. Mit dem so einfachen und so einzigartigen Traum, der die Sterne für einen Moment auf die Erde holt. he
Zu sehen am 13. und 14. Februar, jeweils 10 Uhr, und dann wieder am Sonntag, den 9. April, 16 Uhr im T-Werk, Schiffbauergasse
Weiteres unter www.t-werk.de