Werders Abgründe: Die „Dunkle Havel“ als spannungsreicher Heimatkrimi

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Kommissar Sanftleben stochert im dichten Nebel, der sich über die Havel legt. Foto: jä

Eine Freundin erzählte mir, dass sie gerade einen Krimi lese, der in unserer Gegend spiele und total spannend sei. Eine Woche später beam ich das Buch geschenkt. Eine gewisse Skepsis beim Thema Heimatkrimi kann ich nicht verleugnen. Doch die wich mit jeder der rund 250 Seiten. Die „Dunkle Havel“ von Tim Pieper riss mich mit in ihre Untiefen. Auch wenn die literarische Fangleine etwas kurz geraten ist – die anfängliche Armut an Verben störte mich schon  – nahm  mich die Handlung sofort gefangen. Gespannt trat ich ein in das Gartenreich der Obstmucker-Gilde. Hinter dieser bürgerlichen Fassade öffnete sich nunmehr ein wahrer Schlund an krimineller Energie: Drogen, Prostitution, Menschenhandel. Und der Anglerverein mittendrin im Sumpf der skrupellosen Hakenleger.

Das Ganze beginnt also in Werder: am 2. Mai 1998 beim Baumblütenfest. Ein Paar flüchtet aus dem Trubel – Toni Sanftleben und seine schöne junge Frau Sofie. Am Ufer der Havel finden sie ein romantisches Plätzchen – und lieben sich. Endlich mal wieder. Doch dann schläft Toni ein und als er aufwacht, ist Sofie, die Schwermütige, verschwunden. Ist sie beim Schwimmengehen ertrunken, nahm sie sich das Leben? Ihr Verschwinden verändert Tonis Leben von Grund auf: Statt Sprachen zu studieren, geht er zur Polizei und wird Kommissar.

Ohne Unterlass und mit Daueralkoholfahne fahndet er nach seiner Frau. Jede leise Hoffnung machte die Trauerarbeit zunichte. Und dann ist da 16 Jahre später diese Leiche im Container in der Potsdamer Hermann-Elflein-Straße. Der Tote trägt ein Foto von Sofie in seiner Brusttasche. Mit Spermaresten. Die Spuren führen zurück nach Werder zum Baumblütenfest – ja und schließlich sogar nach Töplitz, in meine Nachbarschaft. Es geht auf dem Plattenweg hinterm Pferdehof zu einer Laube …

Autor Tim Pieper, der nach drei historischen Romanen seinen ersten Gegenwartskrimi vorlegt, kennt die Gegend genau und so folgt man seinem darin eingebetteten Handlungsdickicht höchst interessiert: zwischen Marina am Zernsee und Yachthafen Ringel, zwischen Golmer Luch und Föhse. Ganz nebenbei erfahren wir etwas über das Wesen der Kormorane und die Tradition der „Weintiene“.

Gemeinsam mit Hauptkommissar Toni Sanftleben begeben wir uns auf eine Ermittlungstour, deren Ende keiner vorauszusehen vermag. Sonntägliches Täterraten beim Polizeiruf und Tatort reichen nicht aus, um bis auf den Grund der Dunklen Havel zu schauen. Denn die fließt in noch ganz andere Gewässer.  (he)

„Dunkle Havel“ von Tim Pieper, erschienen im Emons-Verlag, 9,90 Euro.

 

2 Kommentare

  1. Liebe Heidi,
    Tim Pieper hat im Kulturladen in Fahrland in der Reihe “ Der Norden liest.. “ aus dem Roman vor einem interessierten Publikum gelesen ( auch Vertreter der Buchhandlung in Werder waren da ).
    Am 3. März präsentieren der Brandenburgische Kulturbund und der Filmverband im Filmmuseum- Annäherung an Käthe Reichel “ Aus den Träumen eines Küchenmädchens “
    Anschliesend Gespräch mit Petra Kelling und Richard Engel
    Am 11.3. um 18.00 Uhr in der Kirche / Fahrland Konzert “ Wenn Du stolperst ,Schwester, ich halte Dich “ Frauenlieder aus fünf Jahrhunderten. Gina und Frauke Pietsch
    im Anschluss kann man sich bei Schmalzstullen und Wein noch im Kulturladen, Ketzinerstr. 50 a Zusammenfinden
    Gruss Carla

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