„Wir lassen es uns richtig gut gehen“: beim Fest des Tanzes im Nikolaisaal

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Zum Fest des Tanzes gehört natürlich auch Ballettmusik aus Tschaikowkys Schwanensee: zu hören beim Sinfoniekonzert des Neuen Kammerorchesters Potsdam im Nikolaisaal.

Getanzt wird im Kopf: Leichtfüßig schweben wir dahin zu den Perlen der Ballettmusik, zu den wilden und melancholischen Weisen osteuropäischen Kolorits. Dieses Fest des Tanzes ist ein „Best of“ der Romantik, sagt Ud Joffe. Er steht am Dirigentenpult, wenn sein Neues Kammerorchester Potsdam am Donnerstag im Nikolaisaal gastiert. Zu hören sind bei diesem 3. Sinfoniekonzert einige der „Ungarischen Tänze“ von Brahms, der „Slawischen“ von Dvořák sowie Märchenhaftes aus Tschaikowskys „Nussknacker“ und „Schwanensee“. Sie fließen in einer schwungvollen Mixtur  zusammen: heiter und beseelt. „Wir lassen es uns an diesem Abend einfach gut gehen“, so Joffe. Dazu bedient er sich einer Vielzahl bezaubernder Melodien, die längst zu Ohrwürmern geworden sind und lässt sie umrahmen von der unterhaltsamen Moderation Holger Wemhoffs, „The Voice“ von Klassik Radio.

Dabei ging es beim Komponieren der Tänze nicht immer ganz fein zu: Johannes Brahms – fasziniert von der exotischen Ausdruckskraft der so genannten „Zigeunermusik“ – heftete sich bei seinen „Ungarischen Tänzen“ etwas zu dicht an die Fersen der Schöpfer. Und so wurde der Komponist des Diebstahls geistigen Eigentums bezichtigt. Ungeachtet ihrer zweifelhaften Herkunft sind seine „Ungarischen Tänze“ echte Klassikhits, deren prägnante Melodien ins Blut gehen.

Der um 12 Jahre jüngere Antonin Dvořák wilderte indes im eigenen Sound-Garten. Aber es war Brahms, der ihm überhaupt erst mal den Weg in die Öffentlichkeit bahnte. Brahms gab seinem Verleger Fritz Simrock den Tipp: Dieser Dvořák sei „ein sehr talentvoller Mensch. Nebenbei arm! Und bitte ich, das zu bedenken!” Der Verleger nahm daraufhin Dvořáks Duette in sein Programm auf, überlas aber geflissentlich den letzten Satz: Ein Honorar erhielt der Komponist nicht. Simrock schlug Dvořák jedoch vor, eine Reihe von „nationalen Klavierwerken“ nach dem Vorbild von Brahms’ „Ungarischen Tänzen“ zu komponieren. Auch der Titel „Slawische Tänze“ war eine Anregung des Verlegers. Dafür erhielt Dvořák nun im Alter von 37 Jahren sein erstes Komponistenhonorar überhaupt – bescheidene 300 Mark. Seine „Slawischen“ wurden zu echten Nationaltänzen und es ist eine besondere Randnotiz der tschechischen Musikgeschichte, dass sie auf Anregung zweier Deutscher entstanden: Johannes Brahms und Fritz Simrock.

Nicht ganz so innig erwies sich das Verhältnis von Tschaikowsky und Brahms: Die beiden Meister sprachen nur im abfälligen Ton voneinander. „Kann er mal eine Melodie schreiben?“, raunte Tschaikowsky Brahms zu. Der wiederum, ein Künstler der großen Intervalle, posaunte zurück: „Wo bleibt die kontrapunktische Kunst?“

Diese Grabenkämpfe werden den Zuhörern egal sein, wenn sie den Nussknacker- und Schwanensee-Melodien oder den Ungarischen Tänzen lauschen. „Es ist nicht die allerschwerste Aufgabe für ein Orchester, sie aufzuführen. Die Kompositionen sind ziemlich schnell erfasst“, sagt Ud Joffe. Die Herausforderung liege vielmehr in den Klangfarben, in der richtigen Balance. „Die Ausführung muss also so perfekt sein wie möglich, dass diese Musik richtig funktioniert.“ Und damit zum Best of wird. So lässt es sich dann auch trefflich tanzen: im Arm der Hörgenuss-Fantasien. (he)

Karten für 15 /erm.10 Euro in der Ticketgalerie des Nikolaisaals: www.nikolaisaal.de

Der Kultursegler verlost 1×2 Freikarten.

 

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