Klangvolle Bilder. Wolf-Dieter Pfennig malt live beim Eröffnungskonzert des Neuen Kammerorchesters Potsdam

Auf den Schwingen der Fantasie. Wolf-Dieter Pfennig begleitet das Neue Kammerorchester Potsdam malend durch die Saison.

 

Er selbst sagt von sich: „Ich bin ein Jazzer im Zeichnen und Malen“. Am Donnerstag kann Wolf-Dieter Pfennig live unter Beweis stellen, wie tief das Improvisieren in seiner künstlerischen Hand pulsiert, wie die Musik sein Malen dirigiert. Zur Saisoneröffnung des Neuen Kammerorchesters Potsdam in der Schinkelhalle entsteht vor den Augen des Publikums ein großformatiges Werk, das das Gehörte sichtbar macht: Rhythmen und Klänge gerinnen zu Strichen, Farben, Impressionen.  Pfennig ist in dieser Spielzeit ein „Artist in Residence“, er gestaltet die Plakate und Flyer des Klangkörpers – und zum Auftakt nun eben dieses „Spontanwerk“.

Meine erste Begegnung mit Wolf-Dieter Pfennig war ein Jahr vor der Wende – hoch oben in der Intendanz des Hans Otto Theaters in der Zimmerstraße. Ich war zum Vorstellungsgespräch geladen, er verließ gerade schnellen Fußes die „Machtzentrale“. Unter seinem Arm Plakatentwürfe, auf seinem Gesicht Zornesfalten. Wir begegneten uns in der Folge noch häufig, denn Pfennig hat immer mal wieder mit seinem frech-heiteren, hintergründig-bissigen Gestus das Theater „aufgemischt“. Nicht immer zur Freude des damaligen Intendanten Gero Hammer, der den ungestümen Künstler mit  kleinlichen Forderungen nervte. Am Ende gab es aber doch vielfarbig schillernde „Pfennige“. Seit 15 Jahren ist der Potsdamer Maler nunmehr Grafik-Professor der Hochschule Wismar – und jetzt auch Artist in Residence.

Was aber ist das eigentlich? Mir ist dieser Begriff das erste Mal in der fabrik begegnet, die seit Jahren Gastensembles zum unbeschwerten Arbeiten nach Potsdam einladen und ihnen Kost und Logis gewähren. Auch das Festival Lit:potsdam leistet sich einen „Artisten“ bzw. Writer in Residence. Dieses Jahr war es Hanns-Josef Ortheil. Der Status „Artist in Residence“ erlaubt es Künstlern unterschiedlicher Fachrichtungen, ihre kreativen Tätigkeiten ohne unmittelbaren Einsatz eigener finanzieller Mittel auch außerhalb ihres Kulturkreises oder Wohnsitzes auszuüben – heißt es bei Google. Pfennig ist indes ortsansässig, kann seine Residence also von Zuhause aus praktizieren – oder wie jetzt am Donnerstag fußläufig in der Schinkelhalle. In welche der Musikstücke er dort versinkt, bleibt abzuwarten: in Haydns Violinkonzert, Regers Serenade für Flöte, Violine und Viola, Schumanns Drei Romanzen, Schuberts Arpeggione-Sonate oder Puccinis Arien für Flöte und Streicher? Der Musikalische Salon bietet eine vielfarbige „Vorlage“ zum Fallenlassen, Sich-Reiben und -Erheben. Geleitet wird der Abend vom ehemaligen Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, dem Violinisten Guy Braunstein aus Israel. Er ist heute ein international gefragter Solist. So wie auch Pfennig, der „Jazzer“, der bereits zahlreiche Ausstellungen in Europa und den USA bestritt und mehrfach beim Wettbewerb „100 beste Plakate des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

In meinem Bad thront seit Jahren eine nackige Pfennig-Schönheit auf einem strahlend bunten Badetuch. Neugierig-gelassen, selbstbewusst und ein bisschen aufmüpfig schaut sie unter ihrem Strohhut hervor. Eine kleine Zeichnung, auf der der Maler mit seiner impulsiven Direktheit den Moment einfängt, die seinen Bildern die so unverwechselbare Frische und pointierte Zuspitzung geben: eben das Pfennig-Format.

„Formate“ ist auch das Motto der Saison der Kammerakademie, das an verschiedenen Orten Potsdams unterschiedliche Konzertformate anbietet: ein abwechslungsreiches Programm von konzertanter Musik bis hin zu Kammermusik, ein Treffen verschiedener Künste. Hören Sie rein, schauen Sie zu! he

Sinfoniekonzert: Braunstein & Friends

Donnerstag, 28. 9.2017, 19.30 Uhr, Schinkelhalle, Schiffbauergasse

Karten à 20 € / erm. 15 € an bekannten Vorverkaufsstellen, Vorbestellung per E-Mail über tickets@nkop.de, online über www.reservix.de und an der Abendkasse.

2 Kommentare

  1. Liebe Heide, Ihr seid ja produktiv wie verrückt!! Sehr zur Freude eurer Leser, ich darf Euch die nächste Ausstellungseröffnung im Güldenen Arm 08.10. 15.00 Uhr sehr ans Herz legen.
    Sabine Raetsch “ Wesensart “
    Liebe Grüße Carla

    1. Vielen Dank. Wir freuen uns natürlich, wenn unsere Beiträge gelesen werden. Und die Ausstellung im Güldenen Arm werden wir uns auch ansehen – die Einladung macht schon sehr neugierig auf neue Bilder von Sabine Raetsch. Aber erstmal geht es in den Urlaub!

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