Liebe trifft Muse – das Neue Kammerorchester startet in die Saison

la danse
Ein Reigen der Leidenschaft

 

Wie liebt man richtig? Diese Frage ist so alt wie die Menschheit und sucht immer wieder nach Antwort. Allein die Annäherung lässt Gefühle brodeln, Gedanken tanzen. Auch die Musiker des Neuen Kammerorchesters Potsdam nähern sich in ihrem 1. Sinfoniekonzert der Saison 2015/2016 dieser Paaruntersuchung hinsichtlich Treue und Vertrauen, Eifersucht und Hingabe.

In der Schinkelhalle führen sie am Donnerstag Jean-Philippe Rameaus „Les Indes galantes“ auf: eine Suite aus Ballettmusiken, die die Liebesfähigkeit „exotischer“ Völker erkundet. Mit Hebe, der griechischen Göttin der Jugend, begeben sich die Zuhörer zu den Inkas nach Peru, schauen auf das Liebesleben in Persien und im Osmanischen Reich und schließlich zu den „Wilden“, den Indianern in Amerika. „Liebe und Muse“ heißt dieser Abend, der um Leidenschaft, Gegensätze und Versöhnung kreist und geleitet wird von Ud Joffe, mit Heidi Weiss als Tänzerin und Silvio Schneider als Beleuchter.

Rameaus finessenreiche Musiksprache, die „das Exotische durch sonderbar-fremd klingende Akkorde heraufbeschwor“ schied vor fast 300 Jahren die Geister. Die Traditionalisten überhäuften den Franzosen mit herber Kritik für seine musikalischen Seitensprünge. Aber schließlich fand sein Grenzen sprengender Mix aus Musik, Szene und Tanz die Gunst von König Ludwig XV., der Rameau zum Kabinettskomponisten ernannte.

Und da Rameau der wichtigste Komponist von Tänzen vor Strawinsky war – der ihm 200 Jahre später folgte – lag es nahe, dass das Neue Kammerorchester nun auch in seinem Programm Strawinsky zu Rameau gesellt. Mit „Apollon musagéte“ erleben die Zuschauer ein Ballett für zwei Szenen für Streichorchester, das die Geschichte von Gott Apoll und seinen Flirt mit den Musen erzählt. Diese Musen lässt Strawinsky tanzen – allegorisch – im Stil des klassischen Balletts.

 

Portraits_Weiss01
Heidi Weiss gibt den Musen tänzerische Gestalt.

Das Konzert des Neuen Kammerorchesters wird indes keine Ballettaufführung sein: Es gibt indes einige szenische Wegweiser durch die konzertante Aufführung. Heidi Weiss, die als Trainerin bei Sasha Waltz gearbeitet hat und Dozentin bei Tanzzeit Berlin ist, tritt teils kommentierend, teils auch als handelnde Muse auf. Also als Calliope, die Muse der Dichtkunst, und Polyhymnia, die Beherrscherin der Gebärdenkunst und schließlich als Terpsichore, die beide Fähigkeiten vereint und daraus die Kunst des Tanzes entstehen lässt. Es geht um Gegensätze, um Genie und Muse, männlich und weiblich und um den Konflikt, der sich immer dann löst, wenn sich beide Elemente vereinen. So wie im Pas de deux von Apoll und Terpsichore. In diesem Moment des Glücks erübrigt sich die Frage: Wer führt, wer wird geführt? In diesem kurzen Moment weiß man: So liebt man richtig! (he)

Am Donnerstag, 24. September, 19.30 Uhr, Schinkelhalle, Schiffbauergasse

Karten zum Preis von 15 Euro und 10 Euro (ermäßigt) sind u.a. erhältlich im Gemeindebüro der Erlöserkirche, Nansenstraße 6, Tel.: (0331) 972 476.

Weitere Informationen unter http://www.nkop.de

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert