
Seine kleine häusliche Welt ist auseinander gebrochen. An den roten Wänden hängen noch Fotos der glücklichen Familie – neben den Kunstdrucken berühmter Maler wie Rothko. Genau jenes Bild, das im Museum Barberini derzeit im Original zu sehen ist (Amerika lässt grüßen). Der Fußboden der großzügigen Wohnung ist indes übersät von leeren Bierbüchsen und zerknüllten Chipstüten. Der Kühlschrank gähnt vor Leere. Nur ein Rest Milch gibt es noch, und der flockt. Der Hausherr schlurft in abgestumpfter griesgrämiger Selbstherrlichkeit durch sein Männerreich: mit langen Loden, Schmierbauch und kurzer Schlafanzughose. Unappetitlich wie sein klebriger Tisch. Mann kann sich gehen lassen.
Seine Kumpels leisten ihm beim Pokern bierselig Gesellschaft. Die einzige Störung in diesem gepflegten Männerchaos sind die Anrufe der Ex, die auf Unterhalt für sich und die Kinder pocht.
Die Handlung dieser kammerspielartigen Komödie von Neil Simon ist durchaus aktuell: Das Singledasein hat Hochkonjunktur, getrennte Familien, wohin man schaut. Das diesjährige Sommertheater im Gasometer des Hans Otto Theaters greift mit „Das seltsame Paar“ also ein Stück mit langlebigem Gebrauchswert auf, auch wenn es etwas an auffrischender Politur fehlt. → weiterlesen