Wenn es draußen schmuddelt und die Kälte nasskalt in den Körper steigt, ist Festivalzeit. Unidram schlägt in der Schiffbauergasse seine Zelte auf und heizt mit einem hell lodernden Theaterfeuer kräftig ein. Es ist indes kein Feuer, an dem es nur wohlig zugeht. Die Funkenflüge treffen oft mitten ins Herz, wühlen auf, verstören. Es ist junges, es ist leidenschaftliches und oft auch politisches Theater, das hier auf Einladung des T-Werks gastiert. Sie kommen von überall her, die Puppenspieler und Musiker, Schauspieler und Bühnenbildner. Sie sprechen andere Sprachen und reden doch mit einer Zunge: mit der der Toleranz und Achtsamkeit. Diese experimentierfreudigen, oft wild und wütend um sich schlagenden Fantasie-Poeten verdienen Gehör. Denn sie stiften durch ihre unabgenutzten Bilder, mit der sie die Bühne tränken, auch in uns neue Gedanken.
Wie zur Eröffnung, wenn Salz verschüttet wird. Es wird zu Bergen und Kratern angehäuft und zerfällt zu Dünen und Gräbern. Dieses kostbare unschuldige Weiß assoziiert Landschaften des Mittleren Ostens: Krisen- und Kriegsgebiete, Regionen des Militärs, der Angst, des Schmerzes und der Zerstörung. Die Zuschauer tauchen zwischen Staub und Zeit in eine magische Miniaturwelt ein, die aus Wüstenstädten, Straßen und Siedlungen, mit Soldaten, Checkpoints und Ruinen besteht. Der diese salzigen Bilder nach Potsdam bringt, heißt Amos Kenan und kommt aus Israel: dort wo gerade die dritte Intifada droht. Er spricht zur Eröffnung von Unidram am 3. November um 20 Uhr in der „fabrik“ mit seinem Objekttheater „Salt oft the Earth“ aber auch die Sprache der Hoffnung, denn er erzählt die Geschichte einer Flucht. Von der Suche nach einem letzten Ort der Zuflucht und Schönheit.
Und noch ein zweites Stück kommt aus Israel: „Plastic Heroes“. Wer sich auf der sehr einladenden Internetseite von Unidram das Kurzvideo anschaut, wird sich sofort in den Tiger, der Hauptfigur, verlieben. Sie wird von Puppenspieler Ariel Doron mit Leben beseelt und ins Schlachtfeld geführt. Das Schlachtfeld ist ein einfacher Tisch, auf dem Helikopter landen, Soldaten marschieren. Die Soldaten sind aus Plastik, die Panzer und Flugobjekte Kinderspielzeug und die Wildkatze ein unschuldiges Plüschtier. Doch wenn sie am Ende erschossen wird, sind auch wir getroffen. (he)
Unidram vom 3. bis 7. November an verschiedenen Orten der Schiffbauergasse
Das Festival feiert nunmehr seine 22. Auflage: an fünf Tagen mit elf Inszenierungen aus sieben Ländern, darunter sieben deutsche Erstaufführungen, und vor allem wieder mit viel Musik – live in den Stücken und als Konzert nach den Vorstellungen im Festival-Zelt.
Ticket-Hotline 0331 – 71 91 39
Weiteres unter www.unidram.de