Wo die Familie hochkant schlief – Neues bei den alten Spreewaldbauern in Lehde und Lübbenau

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Schaurig-schön: die Spreewaldlandschaft als perfekte Krimi-Kulisse – und für familienfreundliche Ausflüge

Der gerade wieder ausgestrahlte Spreewald-Krimi „Mörderische Hitze“ hat’s gezeigt: Nicht jeder versteht es, einen Kahn zu bauen. Der Frust darüber muss aber nicht gleich im Blutbad enden wie in dem schaurig-spannenden Fall von 2014, bei dem schon die Szenerie dunkle Gedanken weckte. Bei Tage besehen, ist der Spreewald an sich ein heiteres Plätzchen – auch wenn die Touris an Gut-Wetter-Wochenenden auf den Fließen für Kahn-Staus sorgen und gerne mal eine wilde Flucherei anstimmen, wenn sie mit ihren Paddelbooten festsitzen. Nach meinem jüngsten Ausflug gemeinsam mit dem Verein Kulturland Brandenburg steht indes fest: Ich bin bald wieder hier und zwar mit meinen Enkeln.

WillkommenDer Leiter des Museums des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, Stefan Heinz, hat mit seiner engagierten Crew ein tolles kinderfreundliches Konzept entwickelt, das auch unbeschlagenen Erwachsenen so manches Neue zeigt. „Gemacht von Hand in Stadt und Land“ heißt der Slogan, unter dem sich ab 4. August die Ausstellungen im Lübbenauer Spreewald-Museum und im Freilandmuseum Lehde zum Anfassen im wortgetreuen Sinne präsentieren. Ich habe es gleich mal selbst probiert und einem Gurkenfass den Boden eingeschlagen. Auch beim Seilwinden stellte ich mich gar nicht so dumm an. Wie kann man das Handwerk wohl besser begreifen als durch eigenes Handanlegen?! Ob beim Gurkeneinlegen, Korbflechten oder Kahnabdichten – überall gibt es Mitmachstationen – und für die Kinder zudem ein Begleitheft mit Aufgaben und Rätseln. Sophie, die Milchkanne, ist dabei an ihrer Seite: Sie führt die Kinder in Lehde durch 200 Jahre alte, geduckte Häuser, in denen früher die Familie hochkant schlief, so dass alle Platz fanden. Die Babys kamen in die „Kiste“, die großen Kinder ins Heu. Nebenan grunzten Schweine. Mittelpunkt der guten und einzigen Stube war nicht der Fernseher, sondern der Kamin. Denn Wärme war rar, wenn im Winter das Spinnrad gedreht, Leinen gewebt, Weidenruten geflochten und Wiegen geschaukelt wurden. Seit Generationen stellten die Bauern auf dem Land die meisten Dinge selbst auf ihrem Hof her. Davon wird erzählt in den kleinen Häuschen, die in anderen Spreewalddörfern abgebaut und hier wieder errichtet wurden: Geschichte verdichtet. Und in einem der Kämmerchen kann man auch Filme sehen, in denen Meister der aussterbenden Handwerke noch einmal ihr Können zeigen: der Böttcher, der letzte verbliebenen Kahnbauer oder die Haubensteckerin mit ihren unzähligen Nadeln.

Auch im Lübbenauer Spreewald-Museum im Torhaus, einem nachgestellten Museumskaufhaus, geht es ums Handwerk: Hier jedoch um das städtische. Es werden Waren des täglichen Bedarfs offeriert, edle Pelze aus der Kürschnerei, die guten Schuhe vom örtlichen Schuster, schöne Stoffe aus der Blaudruckwerkstatt. Und in den historischen Werkstätten darf wieder jeder mit zufassen: Waren wiegen, Kleider ausmessen, Brotteig kneten, weben, des Schusters Leisten zusammensetzen.

beileDie Museumsmacher freuen sich über die Projektunterstützung vom Kulturland Brandenburg, die hier nicht in eine Sonderausstellung, sondern zum Aufpeppen der bestehenden Dauerschauen fließt. Das Ergebnis ist sehenswert und familienfreundlich. Erzählt wird in den 12 neugedrehten Filmen auch aus der reichen Sagenwelt. Da verwandelt sich das „Venedig des Nordens“ schnell mal in einen Ort des Teufels mit fauligen Gasen, blubberndem Moor und Irrlichtern, die aus den über 100 Fließen bedrohlich flackern. Manch böse Geister spuken in schwachen Spreewald-Seelen – so dass sie bei „Mörderischer Hitze“ auch mal zum Beil greifen … Und nicht nur, um Kähne zu bauen. (he)

Am Donnerstag, dem 4. August 2016, wird im Spreewald-Museum Lübbenau (um 14 Uhr) und im Freiland-Museum Lehde (um 16 Uhr) die Schau „Gemacht von Hand in Stadt und Land“ als Ergänzung der Dauerausstellungen eröffnet. Sie ist ein Projekt im Rahmen des Themenjahres Kulturland Brandenburg 2016 „handwerk – zwischen gestern & übermorgen“.

Weiteres unter www.museums-entdecker.de und www.kulturland-brandenburg.de

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