Was muss das für ein Mensch sein, der Spaß daran hat, Kinder mit einem Messer zu massakrieren und ihnen dann die Kehle durchzuschneiden? Kommissar Heinz Gödicke versucht sich, in diesen kranken Menschen hineinzuversetzen, seine Triebe zu verstehen, zu begreifen, nach welcher Art Mensch sie bei diesem Mord in Eberswalde suchen. Damit steht er 1969 allerdings noch ziemlich allein da. Seine Kollegen von der Staatssicherheit vertrauen einzig auf das Rüstzeug, das ihnen die Polizeischule vermittelt hat. Dass es sich beim dem Täter um einen sadistisch veranlagten und psychisch kranken Menschen handeln muss, können Gödickes linientreue Kollegen nicht akzeptieren, denn solche Menschen gäbe es in der Deutschen Demokratischen Republik nicht.
Dass es sie doch gab, beweist dieser reale Justizfall des Kindermörders Erwin Hagedorn, den Stephan Wagner 2013 verfilmte.
Und der gestern noch einmal für Spannung auf der Couch sorgte. Vor allem die Besetzung dieses Kriminalfilms überzeugte mich, die ARD einzuschalten. Ronald Zehrfeld in der Rolle des analytischen Kommissars wurde dafür berechtigterweise mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, obwohl oder vielleicht gerade weil er immer etwas zu groß und zu kräftig wirkt für die Ruhe, die er ausstrahlt und das große Einfühlungsvermögen, das ihm hilft, den Täter zu ermitteln. Aber auch die Nebenrollen sind mit Florian Panzner und Martin Brambach treffend besetzt. Einzig der zum Teil schlechte Ton schmälerte das Filmerlebnis.
Wer Zehrfelds Stimme unverzerrt und in voller Lautstärke lauschen möchte, sollte am 30. August nach Brandenburg an der Havel reisen. Im Schloss Plaue liest der Schauspieler Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“. Diese und weitere spannende Lesungen findet Ihr im Veranstaltungskalender des Brandenburgischen Literaturbüros. (so)
Bis zum 26.8.2015 ist der Film „Mord in Eberswalde“ in der ARD-Mediathek als Video verfügbar.