Kunst aus der Heimat – mitten in der Karibik

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Im Blitzlicht der Karibik: Seefahrende Kunst, die ihren Hafen auch in Potsdam hat. Foto: he

Ich gebe es zu: Ich war auf der Aida – auf dem Schiff, so groß wie ein Hochhaus und beargwöhnt wie ein Ungeheuer. Gemeinsam mit 2000 anderen Kreuzfahrern tauchten wir in die Karibik ein, erkundeten Inseln, deren Namen ich vorher noch nie gehört hatte. In dieser so weiten Ferne reiste aber auch ein Stückchen Heimat mit. Auf einen der vielen Decks überraschte mich eine Kunstnische. 

Als ich mal wieder verzweifelt den richtigen Weg in meine Kajüte suchte, stolperte ich geradewegs über die mir so vertrauten und liebgewonnenen Plastiken von Susanne Kraißer. Die stehen ansonsten in der Potsdamer Galerie KUNST-KONTOR in der Bertinistraße und bestechen dort ganzjährig mit ihrer Grazie und jungmädchenhaften Anmut. Nun aber thronten sie hier – mitten in der Karibik – auf dem roten Klavier und lächelten mich anheimelnd vertrauensvoll an. Doch nicht genug. An der Wand dahinter hingen Bilder von Malte Brekenfeld, der in der Potsdamer Sperl Galerie seinen Stammplatz hat und dort seit vielen Jahren mit seinen hintersinnigen Bildgeschichten überrascht. Bei den „Kleinen Formaten“ der Sperls ist er Dauergast (auch jetzt bis 31. Januar) und ab 27. Mai nimmt er mit seinen munter fabulierenden Fantasie-Giganten mal wieder alle Wände für sich ein. Dann heißt es: 50 Jahre Malte Brekenfeld – 25 Jahre Sperl Galerie.

Doch jetzt reiste er mit mir um die Welt – hing neben Udo Lindenberg, der in der Galerie Albert Baake im Holländische Viertel vertreten ist oder neben Andreas Schiller, dem „Apfelmaler“, der in Potsdam eine Ateliergemeinschaft gründete. Sie alle gehören neben den US-amerikanischen Pop-Art-Künstlern James Rizzi oder Charles Fazzino zur Aida-Galerie-Gemeinde und werden dort versteigert. Bordeigene Filminterviews gelangen direkt auf die Kajüten-Bildschirme. Dieser Kunstsinn überraschte mich – und machte mir dieses monströse Konstrukt des Schiffes gleich viel sympathischer.

Ausgewählt werden die seefahrenden Künstler in Rostock, dort wo die unter italienischer Flagge fahrende Aida ihren Heimathafen hat. Der in Teterow geborene Malte Brekenfeld wohnt und arbeitet ganz in der Nähe. Ist er dadurch ein Günstling? Susanne Kraißer, die inzwischen mit Mann und zwei kleinen Kindern in Belzig ein Haus ausbaut und fleißig an ihren Bronzefiguren arbeitet, kommt indes aus Bayern. Die Aida-Kuratoren wählen also nicht nach Herkunft, sondern nach Qualität aus und scheinen mit den Potsdamer Galeristen kunstsinnig verbandelt. Sie geben „Werken von etablierten Künstlern renommierter deutscher Kunsthochschulen, internationalen Künstlern der Gegenwart und vielversprechenden Newcomern Raum“ – wie es auf der Homepage von Aida Diva heißt.

Es ist also ein durchaus kunstsinniges Seefahrervölkchen, das da traumschippernd unterwegs ist – und eine Brücke nach Hause schlägt. (he)

Man muss nicht Aida fahren, um die Künstler zu sehen: Schauen Sie einfach in den Potsdamer Galerien vorbei. Anregungen unter www.kunst-kontor-sehmsdorf.de  /  www.sperlgalerie.de oder www.albert-baake.de

2 Kommentare

  1. Liebe Kultursegler,

    schön, dass Ihr es mit eigenen Augen gesehen habt: wir haben wunderbare Künstler in unserer Region. Auswärts oftmals mehr geschätzt als hier. Und wenn wir Galeristen Sie preisen, dann werden uns die bekannten „Hintergedanken“ unterstellt.

    Übrigens! Danke für Eure immer lesenswerte Post und segelt mit kreativen Mut und mit dem Wind des Erfolges ins Neue Jahr !

    Eure Friederike Sehmsdorf

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