Die Klöppeloma mit dem grünen Daumen. Olalla Castro-Klich stellt ihr Kinderbuch „Alles blüht“ vor

Eine Hommage an die Großmütter auf dem Potsdamer Kulturfest

Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die die in Potsdam lebende spanische Künstlerin Olalla Castro-Klich in ihrem Kinderbuch „Alles blüht“ erzählt. Am Sonntag von 12 bis 17 Uhr stellt sie ihr Erstlingswerk, das sie auch wunderschön illustrierte, auf dem Kulturfest Am Alten Markt vor. Sie wird daraus lesen, es signieren und zudem eigene Collagen und Postkarten zum Verkauf anbieten.

Olalla Castro-Klich wusste schon von klein auf, dass sie etwas mit Kunst machen wollte. Sie legte das künstlerische Abitur ab, besuchte die Kunst- und Designschule Pablo Picasso in A Coruña und studierte anschließend Bildende Kunst in Valencia. Nach ihrem Studium absolvierte sie Praktika und arbeitete in verschiedenen kulturellen Einrichtungen in Ländern wie Frankreich, Ungarn und China.

Olalla Castro-Klich hat schon immer illustriert – und jetzt auch geschrieben.

Olalla betrachtet ihre Ankunft in Potsdam als „triumphal“. Sie kam im Rahmen eines Freiwilligendienst-Projekts, das mit der Denkmalpflege zu tun hatte, hierher. Sie zog in eine Altbau-WG in Potsdam-West, mit wunderbaren Mitbewohnern. Dieses Projekt ermöglichte es ihr, in vielen Orten in Berlin und Brandenburg Restaurationsarbeiten durchzuführen. Wie sie selbst sagt, hatte sie das Gefühl, dass sich die Sterne für sie ausgerichtet hatten.

Als das Projekt zu Ende ging, war sie unschlüssig, ob sie in ihre Heimatstadt Lugo zurückkehren oder in Potsdam bleiben sollte, das sie inzwischen für sich erobert hatte. Letzteres gewann, und so begann sie, verschiedene Jobs zu kombinieren, wie zum Beispiel als Spanischlehrerin zu arbeiten, während sie gleichzeitig künstlerisch tätig war. Sie schuf einige Jahre lang in ihrem Atelier im Rechenzentrum, bevor sie mit ihrer Sammlung von Illustrationen und Utensilien in ihr neues Zuhause umzog.

Olalla hatte schon immer illustriert, aber nie geschrieben. Während ihrer Elternzeit wagte sie es, einen Kurs in kreativem Schreiben zu belegen. Dies auf Deutsch zu tun, empfand sie als äußerst aufregend, da sie die deutsche Sprache als sehr beschreibend empfindet und sie viel Spielraum für die Literatur bietet. So gaben beispielsweise zusammengesetzte Pflanzennamen wie „Elefantenfuß“ und „Drachenbaum“ ihrer Fantasie freien Lauf, und sie wollte den Charakter dieser seltsamen Lebewesen entwickeln. Olalla bemerkt mit einem Schmunzeln, dass ihr Pflanzen oft eingehen, aber ihre Großmutter einen echten grünen Daumen hatte. Ihre Oma wohnte im selben Gebäude wie ihre Eltern, und sowohl sie als auch ihr Bruder verbrachten viel Zeit bei ihr. Dieses Zusammenleben war auch von der Kommunikation über das Treppenhaus und den Innenhof geprägt. In spanischen Familien der neunziger Jahre waren die Großeltern ein Grundpfeiler der Familie. Auch wenn sie noch jung und berufstätig waren, jonglierten sie mit ihren Aufgaben, um sich um die Enkel zu kümmern, da die Eltern – wie man auf Spanisch sagt – „von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“ arbeiteten. Das Faszinierende an diesem Haus war, dass Olalla sich daran erinnert, wie ihre Oma die Pflanzen immer am selben Platz hatte. „Da die Blumentöpfe unverschiebbar wirkten, beschlossen die Pflanzen, sich in den benachbarten Töpfen zu vermehren“, sagt die Illustratorin lachend, während sie versucht, das seltsame Verhalten dieser Pflanzen zu rechtfertigen. Dieses Bild prägte sich tief in das Gedächtnis der Künstlerin ein, und sie gibt es wieder in „Alles blüht“, das Buch, das sie gerade im veröffentlicht hat. „Einige Pflanzen kooperieren miteinander, andere spielen einem Streiche, wie ein älterer Bruder es machen würde“, erzählt Olalla mit dem typischen wütenden Blick, den kleine Geschwister ihren älteren Brüdern und Schwestern vorbehalten.

Der Einfluss ihrer Großmutter ist auch auf andere Weise im Buch präsent: Ihre Oma war eine Meisterin im Klöppeln und gab am Nachmittag sogar anderen Frauen Unterricht. Olalla erinnert sich, wie sie und ihr Opa die Großmutter abends nach diesen Kursen abholten. Die Klöppelspitze, die die Oma in der Geschichte herstellt, ist die ihrer eigenen Großmutter, denn sie wurde im Siebdruckverfahren hergestellt und gescannt, um sie in die Illustrationen einzufügen.

Für Olalla ist das Buch nicht nur eine Hommage an das Haus, das einst von ihren Familienmitgliedern bewohnt wurde, sondern auch an die Erinnerungen, die damit verbunden sind. Nachdem ihre Großmutter zu ihren Eltern gezogen war, blieb die Wohnung nun leer zurück, was das Werk für sie zu einer noch persönlicheren Auseinandersetzung macht. Gleichzeitig war das Schreiben dieses Buches für die junge Künstlerin eine völlig neue Erfahrung. Zum ersten Mal kombinierte sie Bild und eigenen Text – und das auf Deutsch! Zudem verlangte der kreative Prozess eine andere Arbeitsweise von ihr. Um das Werk zu vollenden, musste sie sich, wie sie sagt, „in Intervallen“ organisieren: Sie nutzte die Nickerchen ihres Sohnes oder die Momente, in denen ihr Kind beim Vater oder bei der Schwiegermutter war. Diese Inseln der Ruhe erlaubten es ihr, nicht nur intensiver zu arbeiten, sondern auch innezuhalten, ihre bisherigen Fortschritte zu reflektieren und die nächsten Schritte zu planen. Im Gegensatz zu früher, als sie ein Projekt ohne Unterbrechung bis zum Ende durchführte, ermöglichte ihr diese neue Herangehensweise ein tieferes Eintauchen in die Schaffensphase. Das Ergebnis ist ein fantasievoll illustriertes Buch mit einer warmherzigen, humorvollen und familiären Geschichte, die jedem Freude bereitet. Alba Soriano Moreno

„Alles blüht“ ist vor kurzem im Verlag  Waldschnecke erschienen. Es kostet 15 Euro.

Weitere Informationen zum Kulturfest unter www.potsdamtourismus.de/kulturfest/

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