Wenn Sie nicht schon einen steifen Nacken haben, weil Sie sich am Computer exzessiv dem noch möglichen Restleben hingeben, empfehle ich Ihnen einen weiteren Klick in die digitale Erlebniswelt. Das Filmmuseum Potsdam lädt ab 15. Januar zum Kinoabend im heimischen Fernsehsessel ein. Das Programm steht schon und macht äußerst neugierig.
So können Sie in 26 Minuten erleben, wie 1968 die Garnisonkirche gesprengt wurde oder in 79 Minuten zu den DEFA-„Nachtspielen“ in die 17. Etage des Interhotels reisen: zur „sozialistische Stadtkrone“, wie sie der Staatschef der DDR Walter Ulbricht einst gefordert hatte. Oder aber Sie lassen in 75 Minuten nochmal Ihren Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen, wenn Sie mit ansehen, wie die Fachhochschule abgerissen wird und Potsdam sich spaltet.
Kino2online heißt das digitale Angebot, durch das Sie sich unter https://filmmuseum-potsdam.cinemalovers.de/ blättern können. Zum Laufen werden die Bilder also am 15. Januar um 10 Uhr gebracht. Dann dauerhaft. „Das Filmmuseum Potsdam erweitert sein Kinoangebot ins Virtuelle. Nicht nur im Lockdown!“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das Programmangebot wechselt monatlich und reicht von Stummfilmraritäten bis zu aktuellen Produktionen. Das Ganze ist aber nicht umsonst. Nach einer Anmeldung können die Filme indes zu moderaten Preisen von 1 bis 4 Euro geliehen werden und stehen den Nutzern 48 Stunden lang zur Sichtung bereit. Es gibt auch kostenlose Beiträge wie Einführungen, Filmgespräche oder Trailer.
Ich habe jedenfalls schon mal mein Kino-Couchprogramm zusammengestellt: Und da sind neben Filme vom „Drehort Potsdam“ ganz sicher Ausflüge nach Südamerika dabei, wie sie Regisseur Rainer Simon bildkräftig festhielt, als er die Malerdörfer von Tigua in den ecuadorianischen Anden besuchte. Der Potsdamer Regisseur feiert in dieser Woche seinen 80. Geburtstag, ebenso wie Christa Kozik vor wenigen Tagen. Von der Babelsberger Szenaristin gibt es unter anderem die „Hälfte des Lebens“ zu sehen: den so poetischen und anrührenden Hölderlin-Film mit den unvergessenen Schauspielern Ulrich Mühe und seiner Exfrau Jenny Gröllmann in den Hauptrollen.
Und vielleicht schaue ich auch noch mal, wie Sergej Eisenstein 1925 in seinem „Panzerkreuzer Potemkin“ die Kanonen donnern lässt, bis sogar die Löwen aus Stein markerschütternd aufbrüllen. Diese Filmperle begleitet die Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ im Museum Barberini, die ebenfalls online besichtigt werden kann. Es lohnt sich also, den Computer einzuschalten. Auch wenn der Rücken schmerzt. Bald treffen wir uns aber wieder cineastisch und museal vereint vor großen Leinwänden. he
Mehr Informationen auf: https://filmmuseum-potsdam.cinemalovers.de/