Die PNN bringt uns auf seine Spur. Ein israelischer Spitzenkoch am Ufer des Schwielowsees. Das klingt vielversprechend. Eine Freundin reserviert sofort Plätze, als sie den Artikel über Ronen Dovrat Bloch gelesen hatte. Fein gemacht und erwartungsfroh ziehen wir los, um uns ein eigenes Bild von der so überschwänglich gepriesenen Feinschmeckerküche im Harbour Restaurant in Petzow zu machen. Und sind sprachlos. Als uns Mario, unser persönlicher Kellner und aufmerksamer Abendbegleiter, vorab den Gruß aus der Küche serviert, unterbrechen wir unser angeregtes Gespräch. Der Gaumen hat mit Genießen zu tun hat und duldet keine Ablenkung. Wir brechen uns etwas von dem heiß servierten, frischgebackenen Brot ab, tunken es in eine scharf-süßliche Paste – halten inne. Lecker. Sehr lecker. Schon kommt der eigentliche „Starter“: „Blaue Krabben in Oliven, Chili, Knoblauch, eingerührt auf hausgemachtem Polenta und Duxelle Pilzen angerichtet“. So fein wie sich das Ganze liest, schmeckt es auch. Löffelweise genießen wir diese 14 Euro kostende Raffinesse aus der weißen Schüssel und würden am liebsten noch mit dem Finger den letzten Hauch vom zarten Porzellan wischen.
Der Hauptgang für 20 Euro steht dem in nichts nach: Wir lieben die Farben und bekommen Weißes Seelachsfilet, Selleriewurzelcreme mit schwarzem Trüffelöl und angebratenen Wurzeln in Soja- und Honig-Sud. Jede Zutat erhält auf dem Teller ihre Berechtigung, darf knackig brillieren. Und alle klingen wie in einem guten Orchester harmonisch zusammen, keine leistet sich eigensinnige Eskapaden. Der Dirigent an den Töpfen führt sein Ensemble meisterlich zum Schlussakkord. „Mit meiner Leidenschaft, meiner Kreativität und meinem Können möchte ich meine Gäste im Harbour Restaurant überraschen und begeistern“, schreibt der 48-jährige Küchenzauberer, der einst Fotografie und Film studierte, mehrere Jahre bei der Polizei arbeitete und schließlich über seine Frau zum Kochen fand, auf der Internetseite. Seine Karriere als Schöpfer kulinarischer Überraschungen begann mit einer Ausbildung an der berühmten internationalen Kochschule „Le Cordon Bleu“. Es folgten Auftritte in vielen Restaurants weltweit: von St. Petersburg bis Ibiza. Überall erweiterte er sein Repertoire. Und nun können wir fürwahr sagen: Ja, wir sind überrascht und begeistert, so wie es sich Ronen Dovrat Bloch von seinen Gästen hier am Havelgewässer wünscht. Nicht nur über sein wunderbares Essen kommen wir ins Schwärmen, sondern auch über seine junge internationale Crew, die das festliche Vergnügen durch ihre Aufmerksamkeit abrundet. Schnell gelangen wir mit Mario aus Albanien ins Gespräch und auch mit Ahmed aus Palästina, der für seinen israelischen Chef nur lobende Worte findet. Die beiden freuen sich, wenn sie mehr als nur Tellerträger sein dürfen, wie Ahmed sagt. Wir hören uns gern an, wie es sie hierher verschlagen hat, ans Ufer des Schwielowsees, wo die Boote so friedlich schunkeln und eine große Entenfamilie vom Steg ins Wasser springt. Fast könnte man die Außenwelt vergessen …
Das in seiner amerikanischen Kolonialarchitektur wie ein fehlgeleitetes Schlachtschiff wirkende Resort Schwielowsee, das einst von dem inzwischen verstorbenen Fördergeldbetrüger Axel Hilpert gebaut wurde, und seit 2018 in den Händen des israelischen Hoteliers Ron Ben Haim liegt, stimmt versöhnlich. Der kleine Gourmet-Pavillon, an dem der Meister in offener Küche präzise und sinnlich seine Kreationen auf die Teller malt, findet an den weiß eingedeckten Tischen zufriedene Gäste. Wir sind an dem vor gut einer Woche eröffneten Hafenrestaurant gern vor Anker gegangen. Und wir kommen wieder. Dann vielleicht zum fünfstündig gebackenen Kalbsbäckchen mit original Parmesan Reggiano?! (he)
Reservierungen unter https://www.harbour-restaurant.de/
Weitere Informationen gibt es auch im erwähnten PNN-Artikel.