Wer die jährliche November-Ausstellung der Keramischen Werkstätten in Glindow kennt, weiß um den Charme des Vierseitenhofs in der ehemaligen Wassermühle. Am Sonntag, den 24. November, ist es wieder so weit: Von 11 bis 18 Uhr kann man dem grauen Herbst entkommen und sich an der großen Feuerschale wärmen. Ringsherum bieten derweil die Künstler des Hofes und befreundete Kolleginnen und Kollegen ihre vielfältig geformten Schätze aus Ton, Porzellan, Edelsteinen, Draht oder Metall zum Kauf an.
Da gibt es unter anderem die hauchzarten Schalen, Becher und Teller der in Österreich lebenden Künstlerin Andrea Baumann. Ihre in zarten Rosa, Grau- und Weißabstufungen gehaltenen Stücke werden meist durch einen Goldrand oder flächigen Goldauftrag veredelt. Der gebürtige Amerikaner Ross de Wayne Campbell ist Meister der Insekten. Seine realistisch anmutenden Käfer, Libellen, Schmetterlinge, Ameisen und Heuschrecken baut er aus einzelnen Ton-Segmenten mit Hilfe von Draht detailgetreu zusammen. Sie bilden einen mehr als außergewöhnlichen Wandschmuck. Klara Kallenbach ist eher auf exotische Tiere spezialisiert. Die Berliner Künstlerin baut aus Ton große, naiv anmutende Tiere auf, die von ihr in knalligen Farben und wilden Mustern gestaltet werden. Starke Kontraste machen die Porzellanarbeiten des Berliner Keramikers Helmut Menzel aus. Neben seinen streng geometrischen Vasen präsentiert er auch seine neuen Arbeiten: in weichen Formen und einem scheinbar zufällig entstandenen Oberflächenspiel.
Die Keramikerin und Schmuckgestalterin Anke Roschka lässt sich für ihre Unikate und Kleinserien wiederum von der Natur inspirieren. So gibt es Vasen und Schalen mit Rinden- oder Steinoberflächen, sowie eine Gefäßserie, die in Papieroptik gehalten ist. Zusätzlich stellt sie zeitlos schönen Schmuck aus einer Kombination von farbig glasiertem Porzellan, Edelsteinen und Edelmetall her.
Und auch Geschichten werden erzählt. Die gebürtige Engländerin Daisy Watkiss, Schauspielerin und Bühnenbildnerin des in Glindow beheimateten Wandertheaters „Ton und Kirschen“, hat seit fast drei Jahrzehnten die Veränderungen der Menschen und ihrer Umgebung vor Ort miterlebt. Bei der November-Ausstellung präsentiert sie eine Sammlung von Bildern und Erinnerungen, die über persönliches Erleben von Einwohnern aus Werder berichten. Wie haben sie die Veränderungen bei der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland mitgestaltet? Wie sehr ist unsere Gegenwart von ihrer Vergangenheit geprägt?
Auch die Erinnerungen der befreundeten Keramiker aus Ost und West, die sich hier am Rande von Glindow ihren Traum von einem selbstbestimmten Leben und Arbeiten unter einem gemeinsamen Dach erfüllten, sind erzählenswert. Um sich dieses Dach zurecht zu zimmern, gingen viele anstrengende Jahre ins Land: Das Leben als Baustelle, aus dem sie sich langsam und mühevoll freischaufelten und ganz nebenbei Kinder kriegten. Die sind inzwischen fleißig mit am Tun, wenn Gäste den Hof bevölkern. Und mit Sicherheit finden wieder viele Besucher den Weg zu ihnen: zum vorweihnachtlichen Beisammensein im Keramik&KulturGUT Glindow in der Dr.-Külz-Str. 69. Der Biohof Werder sorgt dabei für das leibliche Wohl und die Hofimkerei Boecke bringt alles rund um die Honigbiene auf den Tisch. he