Ich sah mich schon mit Monet liebäugeln, an Munch reiben, in Nolde versinken. Ein impressionistisches Leuchtfeuer zum Herzerwärmen beinahe vor der Haustür. Allein die Vorstellung stimmte mich froh. Und sie war schon so greifbar nah: Das Palais Barberini an der Alten Fahrt, in der diese Kunstgiganten ihre Heimat finden sollten, schoss im Nu in die Höhe. Und jetzt? Erlischt die Flamme noch bevor sie richtig entfacht wurde? Müssen wir auf Hasso Plattners Sammlung mit 250 hochkarätigen millionenschweren Bildern verzichten?
Herr Plattner jedenfalls ist verschnupft, sieht seine Potsdamer Pläne wieder mal durchkreuzt. Diesmal nicht von den hiesigen Linken, die vor zwei Jahren seine Galerieträume zugunsten des Hotels Mercure zerplatzen ließen. Nein, diesmal ist der Bund, allen voran Frau Grütters, die den Mäzen auf die Palme bringt. Die Kulturstaatsministerin möchte ein Gesetz verabschieden mit dem so ehrenvoll klingenden Namen Kulturgutschutzgesetz. Das aber hat offensichtlich seine Tücken. Es sieht unter anderem vor, dass die Ausfuhr von Kulturgütern, die sich in Deutschland befinden und von nationalem Rang sind, schärfer reglementiert werden soll. Also keinen Ausverkauf und Handel mit Kunst von unschätzbarem Wert zulässt.
Platter droht nun, seine Sammlung in Kalifornien zu belassen und dort unter sonnenbeschienenen Palmen für die Noldes und Monets ein neues Haus zu bauen. Das Potsdamer Palais Barberini bekäme dann eben nur seine Sammlung mit DDR-Kunst, die Mattheuer und Heisigs. Die werden natürlich nicht so hoch gehandelt und nicht verdächtig, das Siegel „von nationalem Rang“ zu erhalten.
Die Stadtoberen laufen Sturm gegen das geplante Gesetz, das bislang noch ein Entwurf ist und Ende August in die nächste Diskussionsrunde geht. Das Land beruhigt, es sieht keine Gefahr in Verzug, meint, dass Plattners Sammlung von Frau Grütters Gesetz gar nicht erfasst werden würde. Es gehe darin nur um Handel im europäischen Raum und nicht nach Übersee.
Also nur ein Sturm im Wasserglas? Sieht Plattner weiße Mäuse?
Der 71-jährige Milliardär ist einfach wachsam. Wer kann es ihm verdenkten? Er will, dass Museen und Sammler flexibel sind, und frei sein müssen in ihrer Entscheidung, auch mal ein Werk zu verkaufen, um dafür andere Kunstgüter zu erwerben oder Aufwendungen zu decken. Er wittert eine Wertvernichtung für seine gemeinnützige Stiftung, in die er seine Sammlung gibt.
Plattner steht nicht allein da mit seinen Befürchtungen. Der Maler Georg Baselitz zog bereits aus Protest seine Leihgaben aus deutschen Museen zurück.
Und ich protestiere auch! Ich möchte mich an dem Leuchtfeuer Munchs, Monets, Renoirs, Sisleys oder Noldes, das nach Plattners Tod dauerhaft in Potsdam brennen soll, wärmen. Und diese (Vor)Freude darf mir kein noch so ehrwürdiges Gesetz verhageln. (he)