Während meiner Weiterbildung im Biografischen Schreiben wurde immer wieder Angelika Schrobsdorff zitiert. Nicht nur ihr wohl bekanntestes Buch „Du bist nicht so wie andere Mütter“ eignete sich bestens, um zu zeigen, wie man ein Leben eindringlich zu Papier bringt. Nichts beschönigen, nichts verschweigen – das war das Schreib-Credo der klugen und lebenshungrigen Schriftstellerin Schrobsdorff (1927–2016).
Über ihre Kindheit notierte sie: „Ich fürchtete die Wutanfälle meiner Mutter mehr als die Hexe aus ,Hänsel und Gretel‘. Es waren Momente der Angst und des Schreckens, von denen ich schon mehr als genug kannte. Auf einem Bild aus diesen Jahren, das der Maler Jäckel, ein Freund meiner Eltern, von mir gemalt hat, sehe ich aus wie eine Käthe-Kruse-Puppe, die voller Argwohn und Ablehnung in die Welt blickt. Meine Schwester behauptet noch heute, ich sei ein entsetzliches Kind gewesen.“
Dieses Kind musste 1939 Berlin verlassen und wurde in ein fremdes Land, nach Bulgarien, verfrachtet. Diese Entwurzelung und das Schicksal ihrer jüdischen Familie führten zu Beziehungsängsten, unter denen sie zeitlebens litt. „Ich wechselte die Männer wie meine Tabletten, von denen ich nie lange dieselben nahm aus Angst, die Wirkung könne sich vermindern.“
Im be.bra Verlag ist nun die Biografie „Angelika Schrobsdorff – Leben ohne Heimat“ erschienen, die noch einmal diese charismatische Autorin zu Worte kommen lässt: durch zahlreiche Zitate aus ihren Büchern, persönliche Briefe und eine einfühlame Zusammenfassung ihrer Gedanken- und Lebensfülle.→ weiterlesen