Vom Kino zum Kulturpalast – das Scala in Werder sucht Unterstützer

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Es zieht wieder Leben ein: in das einzige Kino Werders. Es gibt eine Spendenaktion für das Wiederbeleben des „Scala“. Foto: Scala

Mein letzter Scala-Besuch ist zwei Jahre her – und unvergessen. Es war kalt draußen und trist und ich schaute mit einer Freundin den Schwarz-Weiß-Film „The Artist“. Er erzählte vom Niedergang des Stummfilms und passte bestens zu dem abgewirtschafteten Kino in Werder. Die Heizung hatte sich gerade verabschiedet, wir zogen unsere Jacken immer fester um die Leiber. Die Kälte von draußen zog auch durch die Stuhlreihen und unsere Zähne klapperten. Wir teilten den muffig riechenden Raum mit vier weiteren tapfer durchhaltenden Besuchern, die an dem pappigen Popcorn knabberten. Dennoch liebe ich dieses alte Kino mit dem maroden Charme, das nun als „Kulturpalast“ wiederbelebt werden soll.→ weiterlesen

Wilde Flammen – Unidram entzündet am 3. November sein Festivalfeuer

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Ein Tiger, eine Wüste, ein Krieg. „Plastic Heroes“ des israelischen Puppenspielers Ariel Doron ist eine grotesk in Szene gesetzte Mobilmachung gegen Gewalt.  Es wird u.a. am 5. November um 19 Uhr im Museum FLUXUS+ gezeigt.

Wenn es draußen schmuddelt und die Kälte nasskalt in den Körper steigt, ist Festivalzeit. Unidram schlägt in der Schiffbauergasse seine Zelte auf und heizt mit einem hell lodernden Theaterfeuer kräftig ein. Es ist indes kein Feuer, an dem es nur wohlig zugeht. Die Funkenflüge treffen oft mitten ins Herz, wühlen auf, verstören. Es ist junges, es ist leidenschaftliches und oft auch politisches Theater, das hier auf Einladung des T-Werks gastiert. Sie kommen von überall her, die Puppenspieler und Musiker, Schauspieler und Bühnenbildner. Sie sprechen andere Sprachen und reden doch mit einer Zunge: mit der der Toleranz und Achtsamkeit. Diese experimentierfreudigen, oft wild und wütend um sich schlagenden Fantasie-Poeten verdienen Gehör. Denn sie stiften durch ihre unabgenutzten Bilder, mit der sie die Bühne tränken, auch in uns neue Gedanken.→ weiterlesen

Harry Mohr, der Glücksbeschwörer. Eine Ausstellung im Kunstraum

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Harry Mohrs „Der Auftrieb der Seele“, 1995

Seine Linien- und Kreislabyrinthe entführen auf eine weite Reise der Fantasie. Wer sie betritt, findet immer neue Wege und Abzweigungen, die mit warmer Poesie frohlocken. Harry Mohr war ein Träumer, ein Hoffender, der mit seinem Malstift das Glück beschwor. Vor einem Jahr ist der Potsdamer Künstler gestorben, gerade mal 64 Jahre alt. Im Kunstraum wird ab Donnerstag mit einer Ausstellung an ihn erinnert.→ weiterlesen

Konrad-Wolf-Filmabend mit Solo Sunny und Wolfgang Kohlhaase

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Das Filmteam: Konrad Wolf, Renate Krößner, Wolfgang Kohlhaase (v.l.) Foto: Filmmuseum Potsdam

Wenn Solo Sunny mit langem Ohrring und Glitzerhaarnetz ihr „Blue – the dawn is growing blue“ ins Mikro haucht, ist das von einer Kraft und Melancholie, der den Atem stocken lässt. Auch jetzt, wenn ich mir 35 Jahre nach der Premiere das Lied auf Youtube noch einmal anhöre, und in dieses zugeschminkte und doch offene Gesicht von Sunny schaue, ergreift es mich. Da singt sich eine junge Frau das Herz aus der Seele, und die Gäste in der Bar schlingen abgestumpft weiter ihre Schnitzel in sich rein. Lebenslust prallt auf Lebensfrust. „Solo Sunny“, der am kommenden Mittwoch bei einem Konrad-Wolf-Erinnerungsabend noch einmal im Filmmuseum läuft, gehört für mich zu den ganz großen Filmen der DEFA: mit einer Renate Krößner, die dieser Sunny alles einverleibte, was Jugend ausmacht: Lust, Liebe, Wut, Aufbegehren, Anderssein. Und das trotz der kollektiven Ausrichtung der DDR. → weiterlesen