Stadtflüchter

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„Wir sind nackt und nennen uns Du“, lautete der programmatische Titel einer Schrift der Nacktkolonie am Motzener See

Der erste Blick fällt auf die nackten Damen im „Garten der Schönheit“ von Karl Vanselow. Der betrieb vier Jahre in Werder einen Verlag und frönte schon früh der Freikörperkultur. Während er mit seiner Prosa gern mal die Schwelle zum Kitsch überschritt, setze er als Fotograf die jungen Damen im Eva-Kostüm durchaus wirkungsvoll in Szene. Mit diesem reizvollen Auftritt des schillernden Akteurs von der Blüteninsel wird die Ausstellung „Einfach. Natürlich. Leben. Lebensreform in Brandenburg 1890-1939“ wirkungsvoll eingeläutet. Doch es gibt schon im wohligen Orange des Entrees eine Bildtafel, die den Besucher schmunzeln lässt. Sie zeigt, wie sich unsere Vorfahren anno 1904 ihren Zukunftsstaat vorstellten. → weiterlesen

Schildkrötensuppe statt Stockfisch

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Martina Gedeck kostete im Nikolaisaal die Gourmetnovelle „Babettes Fest“ genüsslich aus: Eine Lesung zwischen Pathos, Herzflimmern und Himmelslicht. / Foto: promo

Die zarten Streicherklänge des Orchesters malen eine taufrische Morgenwiese: frühlingswarm und sonnendurchwebt. Weichgepolstert nehmen wir Platz im Reich der Idylle – in den sanft fließenden Harmonien von Frederick Delius. Mit einem Grübchenlächeln betritt Martina Gedeck rot-schwarz gewandet die Bühne des Nikolaisaals. Sie greift die sanften Klänge der Musik auf und treibt sie literarisch weiter mit „Babettes Fest“. → weiterlesen

Der Westen kam per Post – Eine Kindheitserinnerung zum Tag der Einheit

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Süße Verlockung – Ost und West

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Pünktlich zu Weihnachten flog der Westen mitten auf unseren Stubentisch. Auf der fein gestrickten Decke lag das große Paket, auf das wir Kinder wie gebannt starrten. Meine Mutter löste vorsichtig das Papier und legte es behutsam in den Schrank. Erst dann griff sie zur Schere und ließ das Band wegschnipsen. Jeder wollte zuerst seinen Kopf hineinstecken und seine Ansprüche geltend machen. Doch noch war das Geheimnis unter einem raschelnden Seidenpapier mit rankenden Rosen verborgen, die förmlich zu duften begannen.→ weiterlesen

Steh-Espresso und Baby-Konzerte

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Das freundliche Gesicht des „Ricciotti“: Tanja Hofmann führt Regie im mediterranen Café im Nikolaisaal, das am morgigen Samstag eröffnet. / Foto: he

Ein Espresso im Stehen – schnell mal auf die Husche. Für nur einen Euro. So etwas fehlte bislang in Potsdam. Heike Bohmann kennt das aus Frankreich. „Wenn man irgendwo im Hafen mit dem Boot anlegt, gibt es überall so ein Tässchen am Tresen“. Dieses romantische Gefühl von Urlaubsflair holte sich die Prokuristin nun direkt an den Arbeitsplatz: in den Nikolaisaal. Dort eröffnet am Samstag im barocken Vorderhaus das „Ricciotti“: für die Mitarbeiter des Veranstaltungshauses eine Kantine im besten Sinne, für Konzertbesucher und Flaneure eine lichtdurchflutete gemütliche Stätte zum Innehalten und Genießen. → weiterlesen