In dieser steinreichen Gemeinde lässt es sich trefflich feiern. Zwischen den Findlingen, die einst mit dem Spargel nach oben wuchsen, singen, klatschen und schunkeln auf Bierbänken die Kähnsdorfer mit ihren Gästen. Sie haben ihre bunten Schirme aufgespannt, um sich gegen die Sonne zu schützen. Statt im Seddiner See abzutauchen, trotzen sie singend der sengenden Hitze. Wenn Alt und Jung in die Lieder der fünf Chöre einfallen, bewegen sich die weit aufgespannten Schirme wie bunte Falter. Es ist das 3. Chortreffen, zu dem der Verein Findlingsgarten Seddiner See am Sonntag eingeladen hat und das Echo ist groß.
Die Kuchenstände sind dicht umlagert, im Schatten der weit aufragenden Plastik „Gegen-Satz“ von Karl Menzen spielen Kinder. Heute sind jedoch die Gegensätze aufgehoben. Angestimmt wird ein Hohelied auf die Gemeinschaft: auf das Singen aus Freude! Der Seechor Seddin hat es zum Auftakt noch etwas schwer. Der Funke aus dem weißen Bühnenzelt will nicht so recht auf die Zuschauer überspringen. Das Podest steht zu sehr im Abseits, die Gäste sind noch mit dem leckeren Blechkuchen beschäftigt. Doch beim Schlagermedley des Gemischten Chores Ludwigsfelde fallen die ersten Zuschauer stimmkräftig ein. Und spätestens, wenn Christine Wolff mit ihrem Aus-Freude-Singen-Chor Potsdam ans Mikro tritt, ist das Eis gebrochen, kommt Schwung ins spätsommerliche Treiben. Es braucht nur die zwei Silben Lei-Lei und das jüdische Lied hallt zwischen den Steinen hundertfach zurück. Die Gesichter sind offen, der Atem fließt, der Schweiß perlt. Die Singenden Bauarbeiter vom Mehrgenerationenhaus Nuthetal bringen es auf den Punkt: „Heut ist ein wunderschöner Tag“! Es ist ein Liederreigen aus aller Welt, der an diesem Nachmittag über die Wiese weht und sogar ein Paar zum Tanzen animiert. Die Swiging Glienicks aus Groß Glienicke schnipsen die Finger und alle singen frohgelaunt „Ein Freund, ein guter Freund“ und fassen den Nachbarn an die Hand.
Dieses Chorfest stimmt auch auf ein einschneidendes Ereignis ein: Im kommenden Monat kommen rund 130 Asylbewerber an den Seddiner See. Sie treffen dort auf offenherzige Menschen, die bereits jetzt gemeinsam überlegen, wie sie die Flüchtlinge integrieren. Vielleicht auch in diesem Steinreich: dem Findlings- und Skulpturengarten Seddiner See, der sich über jede helfende Hand freut. Und beim 4. Chortreffen im kommenden Jahr trifft sich vielleicht eine noch buntere Sangesgemeinschaft an Karl Menzens „Gegen-Satz“, um darauf zu pfeifen. (he)
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