Sonnige Kontraste neben Dämmerdunkel. Ein Bildband erinnert an Walter Leistikow, dem Publikumsliebling und Dolmetscher der spröden Natur

In Stille versunken: Grunewald See, 1895. Sammlung Staatliche Museen Berlin

Es ist ein Genuss, sich durch diese Landschaften zu blättern. Die „spröden Reize der festlichen Kiefernwälder“, die der Maler Walter Leistikow vor gut 120 Jahren auf die Leinwand zauberte, sind vertraut und erstrahlen doch immer wieder in neuer Magie. Ein mit viel Liebe im BeBra-Verlag erschienener Bildband huldigt Leistikows Kraft der Stille. Nicht nur die Reproduktionen der Gemälde überzeugen in farblicher Wucht. Auch der Text von Nicole Bröhan verleiht dem einstigen Mitbegründer der Berliner Sezession lebendige Konturen. Die Kunsthistorikerin und Tochter des Begründers des Bröhan-Museums nimmt uns mit hinein in ein kurzes, aber intensives Malerleben.

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Bilder öffnen Türen – auch in die eigene schmerzliche Erinnerung. Anne Heinleins „Geheimes Land“ im Potsdamer Kunstraum geht unter die Haut

Dickicht Döberitzer Heide. Foto: Anne Heinlein

Zwei Soldaten kommen lebensgroß auf den Besucher zugerannt. Der Atem stockt. Man glaubt sich für einen Moment auf einem Schlachtfeld. Beim näheren Hinsehen entpuppt sich die Kampfesansage aber als eine Übung. Für ihre Ausstellung „Geheimes Land“ im Kunstraum Potsdam erkundete Anne Heinlein ehemalige Sperrgebiete der NVA und der Roten Armee. Sie recherchierte in den Akten der Staatssicherheit der DDR, sprach mit Zeitzeugen und durchstreifte die Sperrgebiete. „Dabei lief ich durch dichten Wald, vorbei an Wegen, still gelegten Bahndämmen, über ehemalige Truppenübungsgelände, kletterte in alte, zum Teil verfallene Gebäude und Bunker, um Spuren zu finden. Weitläufige Areale, die wie ein eigenständiges Land undurchdringbar erscheinen.“ So beschreibt die Potsdamer Fotografin ihr Vordringen in unbekannte Welten. Entstanden sind bei dieser Erkundung großformatige, schwarz-weiße Fotografien: geheimnisvoll, mystisch, bedrohlich.→ weiterlesen

Handgeformtes und Schillerndes rund um die Feuerschale. Das Keramik&KulturGUT Glindow lädt ein

Wer die jährliche November-Ausstellung der Keramischen Werkstätten in Glindow kennt, weiß um den Charme des Vierseitenhofs in der ehemaligen Wassermühle. Am Sonntag, den 24. November, ist es wieder so weit: Von 11 bis 18 Uhr kann man dem grauen Herbst entkommen und sich an der großen Feuerschale wärmen. Ringsherum bieten derweil die Künstler des Hofes und befreundete Kolleginnen und Kollegen ihre vielfältig geformten Schätze aus Ton, Porzellan, Edelsteinen, Draht oder Metall zum Kauf an. → weiterlesen

Weggesperrt in Stalins Lagern. Grit und Niklas Poppe erinnern an Leidensgeschichten unschuldig verurteilter Jugendlicher nach der NS-Zeit

Wie oft bin ich schon an dieser Villa in der Geschwister-Scholl-Straße 54 vorbeigelaufen: mit neugierigem Blick auf die riesige, goldschimmernde Skulptur im Garten des Beratungsunternehmens. Der monumentale Stein klafft in der Mitte auseinander, leuchtet irritierend aus dem Spalt heraus. Erinnert er auch an die dunkle Zeit, als dort in kalten Kellerräumen minderjährige Gefangene geschlagen und drangsaliert wurden? Erst jetzt, nachdem ich das aufwühlende Buch „Verschleppt, verbannt, verschwunden“ der Potsdamer Autorin Grit Poppe und ihres Sohnes Niklas Poppe gelesen habe, kommt mir dieser Gedanke. Ich wusste nicht, was sich dort in der beschlagnahmten Villa Herzfeld, die zuvor dem Verlag Rütten & Loening gehörte, nach 1945 zugetragen hatte: in der Sowjetischen Besatzungszone mitten in Potsdam. → weiterlesen