Am Mittwoch ist es soweit. Traditionell zur Sommersonnenwende und der kürzesten Nacht des Jahres steht mit der Fête de la Musique auch dieses Jahr wieder ein klangvolles Kulturhighlight am 21. Juni an. Ein Fest der Musik, im wahrsten Sinne des Wortes, denn gefeiert wird die Fête wie immer auf dutzenden, über die ganze Stadt verteilten Bühnen, wo an mitunter auch ungewöhnlichen Orten unzählige Musiker, Bands und DJs das Publikum locken. Dabei geht vor allem um eines: die Freude an handgemachter Musik in all ihren Farben, und zwar für jeden! Hinter dem Festival, das parallel in hunderten Städten auf der ganzen Welt stattfindet, steht der Grundgedanke, alle Konzerte frei zugänglich und kostenlos zu veranstalten, während sämtliche Musiker ohne Gage spielen. Profitieren soll – zumindest finanziell – niemand. Dass es sich trotzdem mehr als lohnt, zeigen nicht nur die Tausenden Besucher der Vorjahre. Auch Veranstalter und Bands reißen sich geradezu um die Fête de la Musique in Potsdam.
Der Kultursegler (KS) sprach mit Ulrike Oehmichen (U) und Luisa Richter (L) vom Kulturtänzer e.V., der die Potsdamer Fête nun schon zum 13. Mal organisiert.
KS: Die Fête de la Musique scheint zu wachsen – im Vorfeld hörte man bereits von einer Rekordbeteiligung in diesem Jahr. Wart ihr darüber erstaunt?
U: Ja, überrascht hat uns das schon. In den letzten Jahren mussten wir einigen Bühnenpartnern quasi noch hinterherrennen. In diesem Jahr war es das erste Mal so, dass vor Bewerbungsfrist alle Anmeldungen da waren – die Anzahl hat uns dann auch wirklich erstaunt. In diesem Jahr sind es 40 Bühnen geworden, so viel wie nie.
KS: Habt ihr dafür eine Erklärung?
L: Ein Großteil der Bühnenpartner macht natürlich seit vielen Jahren schon mit. Weitere sind anscheinend schon lange angetan von dem Konzept und haben sich in diesem Jahr vielleicht gesagt, „komm, wir machen da auch endlich mal mit“. So sind einige neue Locations dazu gekommen, wie z.B. der Staudenhof oder der Club Laguna. Wir finden es wirklich schön, dass unter anderem auch staatliche Museen dabei sind, wie das Haus Im Güldenen Arm. Außerdem nehmen in diesem Jahr das erste Mal alle studentischen Clubs zusammen teil: das Nil, Casino, Pub à la Pub und KuZe. So erreichen wir vielleicht auch nochmal ein paar Studenten aus Berlin und dem Umland, die nicht ihre Zelte in Potsdam aufgeschlagen haben.
KS: Was ist denn eure Lieblingslocation?
U: Natürlich die Kulturtänzer-Bühne am Alten Markt neben der FH und am Weberplatz in Babelsberg! Nein, ganz im Ernst, es gibt so viele Bühnen mit tollen Programmpunkten, da fällt es schwer, einen Liebling zu haben. Am liebsten würden wir uns selbst durch 40 teilen und überall mal vorbeischauen.
KS: Das heißt, es steht zum ersten Mal zur Fête eine Bühne auf dem Alten Markt?
U: Ja, das ist ziemlich cool, aber es war auch sehr aufwendig zu organisieren. Zum Beispiel die Frage, wo man eigentlich Strom herbekommt, wenn alles drum herum schon um 18 Uhr zumacht. Oder auch: wo gibt’s Toiletten? Umso schöner, wenn es dann letztlich doch alles klappt.
L: Unser Ziel war es, Orte zu bespielen, die in den letzten Jahren nicht so auf dem Radar waren. Und auf dem Alten Markt wollen wir eben zeigen, dass man dort auch abseits der Hochkultur etwas bieten kann. Zumal wir den Kontrast zwischen Nikolaikirche, FH und Landtag auch sehr spannend finden.
KS: Wie viele Musiker haben sich in diesem Jahr beworben – auch da gab es ja einen neuen Rekord?
U: Am Ende waren wir mit einigen Nachzüglern bei 120 Musikern bzw. Bands, die sich beworben haben. Nicht alle konnten wir letztlich bei Bühnen unterbringen – aber fast: insgesamt sind es 106 geworden. Wir haben uns unter anderem gefreut, auch viele Bewerbungen aus dem Brandenburger Umland zu bekommen.
L: Wir haben fünf bis sechs Leute, die das Programm zusammenstellen und die Musiker dann aus ihrer Erfahrung, aber manchmal eben auch aus dem „Bauchgefühl“ heraus an die Bühnenpartner vermitteln, was meist sehr gut klappt. Interessant war dann aber, dass sich teilweise Musiker und Bühnen zusammengefunden haben, wo wir von uns aus nie gedacht hatten, dass das passt. Oft bringen aber auch die Bühnenpartner direkt ihre eigenen Bands mit in die Bewerbung.
KS: Wie sieht denn der Tag der Fête selber für euch aus?
L: Wir werden vor allem mit der Bühne am Alten Markt zu tun haben. Und natürlich sind wir da, wo „Not am Mann“ ist.
U: Der Verein hat gerade ein doppeltes Nachwuchsproblem: einerseits haben viele Mitglieder Kinder bekommen oder sind kurz davor, andererseits fehlen uns neue Leute – der Verein ist also etwas geschrumpft. Dadurch wird der Tag auch sicherlich etwas stressig, weil wir am liebsten zur gleichen Zeit überall wären. Also an dieser Stelle: Wir freuen uns über neue Gesichter!
KS: Ihr könnt also Unterstützung gebrauchen?
L: Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel suchen wir Leute, die die Fête über den Abend in den Sozialen Netzwerken begleiten. Oder bei der Bühnenbetreuung helfen. Aber auch für die Zukunft suchen wir neue Vereinsmitglieder, die neue Ideen und Konzepte einbringen…
KS: …denn nach der Fête ist vor der Fête…
L: Ja, richtig, wir steigen gleich wieder in die Vorbereitung des nächsten Jahres ein und versuchen zum Beispiel die Aufmerksamkeit des Events gleich für die Sponsorenakquise zu nutzen. Und die Planungen, mit behördlichen Genehmigungen, Konzepten, Förderanträgen und dergleichen, brauchen auch einen langen Vorlauf.
KS: Wenn ihr ein größeres Budget hättet, was würdet ihr euch wünschen, um die Fête aus eurer Sicht noch attraktiver zu machen?
U: Wir hatten mal überlegt, dass es schön wäre, so eine Art „Markt der Möglichkeiten“ für das ganze Thema Musik zu haben. So dass es eben nicht nur Live-Bühnen gibt, sondern auch Orte, an denen sich Vereine oder Musikschulen vorstellen und Workshops anbieten können. In etwa so wie bei „Stadt für eine Nacht“, nur eben für Musik.
L: …und natürlich würden uns auch noch viele weitere, ungewöhnliche Locations einfallen. Das Dach des Mercure, die Kirchen…
KS: Habt ihr denn einen Überblick, wie viele Leute die Fête besucht haben in den letzten Jahren?
U: Wir lassen uns von den Bühnenpartnern geschätzte Zahlen nennen und sind dabei im letzten Jahr auf etwa 12.000 Leute gekommen. Das ist natürlich nur ein grober Überschlag, aber man merkt, dass einfach viele Menschen in Bewegung sind.
L: Wir haben auch das Gefühl, dass die Fête mittlerweile in Potsdam angekommen ist und eine gewisse Strahlkraft hat. Wir werden seit Beginn der Plakatierung in der Stadt von vielen Seiten angesprochen, dass sich die Leute auf das Event freuen.
Der Kultursegler freut sich ebenfalls auf diesen Abend voll Musik und kann nur jedem empfehlen, das vielfältige Programm für sich zu entdecken – entweder per detailliert vorgeplanter Tour oder aber bei einem Spaziergang durch die Viertel, bei dem man sich einfach treiben lässt, um spontan zu entscheiden, wo man verweilt… (ro)
Entscheidungshilfen gibt es hier:
Programm: www.fete-potsdam.de/programm
Online-Flyer: issuu.com/fetepotsdam/docs/programm-fete-de-la-musique-potsdam