Gärtner führen keine Kriege: Preußens Arkadien hinter Stacheldraht.

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Lennés Idee der Sichtachsen wurde pervertiert: Denn auch die Grenzer wollten „Sichten“. Allerdings in anderem Sinne. Es ging ihnen um ein „freies Sicht- und Schussfeld“.

Immer wenn ich durch den Sacrower Park laufe, sehe ich unter dem frischen Grün das Blut getöteter Hunde. Am Rande einer Führung durch das Schloss erzählte vor ein paar Jahren ein Mitarbeiter, wie nach dem Fall der Mauer die hier ausgebildeten Grenzhunde erschossen wurden. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan.

In der bis 13. November laufenden Ausstellung „Gärtner führen keine Kriege“ gerät der Zuschauer wieder mitten hinein in diese Zeit der tollwütigen Bespitzelung, in der Mensch, Natur und auch Tier skrupellos missbraucht und notfalls zur Strecke gebracht wurden. Da zählte keine Kulturlandschaft, wie sie sich einst Lenné und Pückler unter königlicher Order erdachten und mit Sichtachsen, blühenden Wiesen und schwungvollen Wegen in Szene setzten. Da wurde platt gemacht, was dem Blick auf mögliche Grenzflüchter im Wege stand. Das Schussfeld musste frei sein.

Diese Ausstellung von Jens Arndt müsste eigentlich einen Dauerplatz im Schloss finden. Eindrücklicher und authentischer kann man nicht schildern, was der Kalte Krieg an Perversion mit sich brachte. Die einstigen Gärtner erzählen in kurzen Sequenzen auf Monitoren, wie sie die Pein erduldeten, als Jahrhunderte lang Gepflegtes und Gehegtes plötzlich zum Todesstreifen mutierte. Oft kämpfen sie beim Erinnern mit den Tränen. „Für mich war das Ausmaß der Zerstörung so enorm, so niederträchtig. Das war einfach eine Gemeinheit, wie man mit so einem Kunstwerk umgegangen ist“, sagt Heinrich Hamann, einstiger stellvertretender Gartendirektor. Sein Kollege Harri Günther berichtet über den Besuch von UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, der 1976 im Schloss Cecilienhof nächtigte und sich über die unansehnliche Mauer vor seinem Fenster mokierte. Dieser Anblick sei schlimm. Das wollte die DDR-Obrigkeit dann doch ändern und gründete eine Kommission zur Begrünung der Mauer. Doch wo vorher literweise Herbizide jeden Halm zerstörten und nur geharkter Sand sein durfte, um Fußspuren zu erkennen, da wächst kein Gras mehr. Selbst wild wuchernder Knöterich versagte seine Dienste.

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Blick in die Ausstellung im Schloss Sacrow

In der vom Verein Ars Sacrow initiierten Schloss-Ausstellung läuft der Besucher durch einen stilisierten „Wald“ von Bäumen, deren Kronen gekappt sind – so wie einst das Preußische Arkadien seine Glanzlichter durch Willkür verlor. Die Wege als stumme Führer der Spaziergänger flüstern heute nur noch leise von dieser jahrzehntelangen Schmach, von Mauertoten, missglückten und erfolgreichen Fluchten, von Aufbegehren und Resignation; vom Geheimbund der Gärtner, die keine Kriege führen, und nach der bleiernen Mauerzeit nun wieder für Aussichten sorgen. (he)

Das sehr informative und lesenswerte Begleitbuch zur Ausstellung  „Gärtner führen keine Kriege“ von Jens Arndt ist im  L+H VERLAG erschienen und kostet  24,80 Euro.

Am Mittwoch, dem 7. September um 20 Uhr gibt es eine Lesung und ein Gespräch mit dem Autor und Kurator Jens Arndt in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstaße 46/47. Es moderiert Hendrik Röder. Informationen unter www.literaturlandschaft.de

Am Sonntag, den 11. September um 15 Uhr, findet eine Sonderführung mit Gärtner Uwe Held durch den Park Sacrow statt (Treff Schloss-Eingang)

Die Ausstellung läuft bis 13. November, geöffnet ist Montag, Freitag, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr. Eintritt 9/erm. 6 Euro

Weitere Informtionen und Begleitveranstaltungen  unter www.ars-sacrow.de

 

2 Kommentare

  1. Die Ausstellung zeigt sehr ansehnlich die
    Unmenschlichkeit des DDR Staates.
    Das Ausstellungsobjekt „Stalinrasen „, im Wasser der Havel getarnt , ist besonders
    niederträchtig !

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