Kleingehackte Vitaminkolosse: Unterwegs mit dem Kräuterkäthchen

Sie haben mich schon oft in die Raserei getrieben, ja, mich zu wahren Wutausbrüchen provoziert. Seit meiner Kräuterwanderung ist nun alles anders: Der Giersch darf weiter in meinen Beeten wuchern und der nimmermüde Hopfen – na mal sehen! Das Kräuterkäthchen aus Potsdam-Eiche ist eine wahre Verführerin. Sie weiß in ihrer angenehm zurückhaltenden Art, die Wildkräuter zu adeln. Unkraut gibt es bei ihr nicht, nur Nebenkräuter. Aber der Giersch als Lieferant von Eisen, Kalium, Eiweiß und Vitamin C steht ganz oben auf ihrer Liste kulinarischer Köstlichkeiten, die förmlich in die Salatschüssel hinein wachsen. Mein Einwand, dass mir das Wurzelwerk des Gierschs die Blumen vertreibt, pariert sie schlicht mit dem Argument: „Das zeigt, welche Kraft in ihm steckt“.

Und fürwahr, die Wildkräuter, die sie uns bei der kleinen Wanderung hinterm Aparthotel in Eiche zeigt, sind trotz des trockenen Sommers nicht klein zu kriegen. Inmitten des ausgedörrten gelben Grases stecken sie ihre grünen Köpfe trotzig empor: der Spitzwegerich mit seinem pilzähnlichen Geschmack, der Kalzium- und Eisengigant namens Vogelmiere oder das Hirtentäschel, deren Samen tatsächlich an die Taschen von Hirten erinnert. Das Kräuterkäthchen, alias Maria Czechowski, lässt uns in Ruhe gucken, schmecken, wundern! Und uns an der Brennnessel als Königin der Wildpflanzen reiben: schön vorsichtig von unten nach oben, um die brennenden Härchen zu „deaktivieren“. Dann aber kommen sie ebenso wir die spargelähnlich schmeckenden Spitzen des Hopfens und der Löwenzahn, der mit seinen Bitterstoffen den Körper so richtig in Schwung bringt, kleingehackt in unseren Leinölquark.

Eine Handvoll Wildkräuter peppt noch jeden Salat auf. Fotos: so

Der Giersch wiederum paart sich auf unseren Tellern in asiatischer Anmutung mit Möhrenraspeln, Sojasoße und Sesamöl – und schmeckt natürlich auch wunderbar.

Nach über zwei Stunden Kräuterkunde fühle ich mich zutiefst entspannt und ein kleines bisschen wie eine Nachwuchs-Kräuterhexe – wenn auch schon etwas betagt. Aber wie heißt es so schön im Volksmund: Alt wie ´ne Kuh und lernt immer noch dazu! Ich gehe jedenfalls mit ganz neuem Blick über meine Wiese. Und lasse Milde walten, wenn mich der Giersch aus jeder Ecke meiner Pflanzungen herausfordend anschaut. Zärtlich zerhacke ich ihn auf meinem Schneidebrett. he

Weitere Informationen unter www.kräuterkäthchen.de

Ein Kommentar

  1. Vielen Dank für die lieben Zeilen, das freut mich wirklich sehr zu lesen! Es hat auch mir große Freude bereitet mit euch zusammen in die Welt der Wildkräuter einzutauchen:)

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