
Wir sitzen zusammen in einer Gruppe auf der kleinen Zuschauertribüne. Niemand kennt den anderen. Und nicht nur das: Wir können uns nicht einmal voneinander unterscheiden, denn alle sehen komplett identisch aus. In Overalls und den zum Symbol gewordenen Guy-Fawkes-Masken sind wir alle gleich, anonym.
Diese Anonymität, die die Gruppe „AnonymoUS“ beim diesjährigen unidram-Festival im Laufe ihrer Performance per Anweisung auch im Publikum erreicht, ist einerseits befremdlich, andererseits hat sie auch etwas Verlockendes. Das wird dem Besucher in diesem Moment deutlich vor Augen geführt: Man kann tun und lassen, was man will, man kann sprechen und schweigen, wie man will. Keine Tat und kein Wort (ob wahr oder unwahr) wird mit dem eigenen Gesicht, der eigenen Person in Verbindung gebracht. So verschwindet mit einem Mal die Hemmung, in einer Gruppe völlig fremder Menschen persönliche Details und Geheimnisse preiszugeben oder sich ohne die Gedanken über das, „Was denken die Anderen über mich“, durch den Raum zu bewegen. Hinter der Maske findet sich potenziell der Mut, sich wahlweise zum Deppen zu machen oder aber für Dinge einzustehen, in Kämpfen, die man sonst nur aus der Distanz beobachtet. So entsteht eine ganz eigene, spannende – aber zuweilen auch gefährliche – Dynamik.→ weiterlesen