Update: Das Museum ist vorerst bis zum 19. April geschlossen.
Schon lange steht es auf meiner Reisewunschliste: das französische Dörfchen Giverny. Der Grund ist klar. Ich möchte Monets Gartenidyll nicht nur auf seinen Bildern bestaunen, sondern mit eigenen Augen den Seerosenteich ergründen, über die japanische Brücke schlendern, den Rosen- und Lilienduft einatmen. Doch natürlich sind es zuvorderst die gemalten Farbgiganten des Impressionisten, die das Herz elektrisieren. Monet war eben der Meister des Moments und der Genauigkeit, der die Magie von Licht und Schatten auf seine Leinwand bannte. Wie das selbst angelegte üppig glänzende Grün mit dem zarten Blütenteppich. Monet soll einen seiner Gärtner sogar damit beauftragt haben, jeden Morgen die Seerosenblätter zu putzen, um sie vom Ruß der nahen Eisenbahn zu befreien. Zwölf Orte des vielreisenden Monets gibt es nun im Museum Barberini zu bestaunen.
Am liebsten würde man seine Picknickdecke vor dem Farbflimmer ausbreiten und in der glitzernden Landschaft an der Rivera, der meditativen dörflichen Idylle in Venthenil, der zerklüfteten Felsenlandschaft der Bretagne oder an der windgepeitschten Atlantikküste verweilen. Allein die Menschenmassen, die sich bis Juni durch die Museumsräume winden werden, lassen den Gedanken schnell verfliegen.
Der im glutvollen Licht brennende „Heuschober“, den Hasso Plattner für 111 Millionen Euro für seine Stiftung ersteigert hat – er wollte sie keinesfalls den mitbietenden Chinesen überlassen – könnte die Mona Lisa des Museums werden. So jedenfalls die Hoffnung Plattners. Aber auch Monets nebelverhangenen London-Bilder, die wasserumspülten Venedig-Ansichten oder die traurigen Winterbilder, die er nach dem Tod seiner Frau Camille malte, fesseln. Camille starb 1879 mit nur 32 Jahren. Monet blieb mit den beiden Söhnen Jean und Michel zurück. Zwei Jahre später heiratete der Maler die ehemalige Kunstmäzen-Gattin und sechsfache Mutter Alice Hoschedé, mit der er in Giverny sein Gartenreich schuf.
Wer es nicht schafft, diese bis 1. Juni laufende Ausstellung zu sehen, kann sich auf den 5. September freuen: Ab diesem Tag sind über 100 Meisterwerke der Impressionisten aus der Sammlung von Hasso Plattner zu sehen: neben 34 Monets auch Meisterliches von Renoir, Morisot, Sisley, Pissaro, Cross, Signac. Dauerhaft! Der Sammler selbst begnügt sich mit Fotokopien an den eigenen Wohnzimmerwänden – nach dem Motto: Teilen macht Spaß. Schön, dass der Milliarden-Ertrag des Software-Unternehmens auch Nichtbetuchten zu Gute kommt.
Ich erfreue mich jedenfalls an den hundert Bildern in Potsdam, darunter fünf seiner 37 Seerosenbilder, bevor ich meine Fahrkarte gen Giverny buche. Und dabei wie einst Monet die Poesie der Bahnhöfe erkunde. Auch wenn die Zeit der schnaubenden Dampfloks längst verblasst ist. hei
Monet. Orte – im Museum Barberini in Potsdam, Am Alten Markt, zu sehen bis 1. Juni
Weiteres unter www.museum-barberini.com
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