Und noch ein lächelndes Vollmondgesicht: Wenn Bildchen zu uns sprechen

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Wer „whatsappt“ oder chattet, kommt an ihr nicht vorbei: der bunten Welt der Emoticons.

Der Rekordinhaber ist mein Enkel. Er hat es auf 35 gebracht: ein Schweif aus Sternen, Sonne und Mond. Der ganze Himmel vereint auf meinem kleinen Display. Bei meinen Freundinnen sind zwinkernde Smileys mit Kussmund, Herzaugen und Schmollmund heiß im Kurs. Und eine schlicht lächelnde Sonne macht sich ohnehin verdammt gut als Übergang zwischen verschiedenen Absätzen. Das Auge sieht eben mit. Und die so genannten Emoticons – Symbole, die verwendet werden, um Stimmungs- und Gefühlszustände auszudrücken – bringen Farbe ins grau-weiße „Papier“ der Elektronik-Briefe. Gut gelaunt wird geschrieben und „gemalt“, was das Zeug hält. Her und hin und hin und her und jeder möchte das letzte Wort haben – gern mit dem dicken aufmunternden Daumen als Schlussakkord. Wer schreibt, der bleibt. Daran hat sich seit Jahrhunderten nichts geändert. Nur die Form wandelt sich.

Ansichtskarten aus dem Urlaub? Anachronistisch. Die landen ohnehin erst im Briefkasten der Freunde, wenn man selbst gar nicht mehr an seinen Urlaub denkt. Da ist doch so eine Whatsapp geradezu ein Düsenjäger. Kaum gedacht, schon ist sie über Kontinente hinweg im Postkasten der Daheimgebliebenen. Vorausgesetzt, es gibt Wlan. Dieses Wort  ist für mich immer noch eine verschlüsselte Botschaft, aber ich suche es, wo ich gehe und stehe. Schließlich will ich erreichbar sein, das neueste Foto der Enkelin erhalten, die Smileys meines Enkels, der es mit dem Schreiben als Erstklässler noch nicht so eilig hat. Wir verstehen uns auch so wie aus dem Bilderbuch.

Bei aller Liebe zu Whatsapps – und neuerdings auch zu Telegram, da mein Sohn die Seiten wechselte – gehöre ich bislang noch zu den Emoticon-Muffels. Irgendwie hängt mir mein Beruf buchstabenschwer am Hals. Man muss doch auch ohne Smileys ausdrücken können, was man zu sagen hat?! Manchmal ist indes die Verlockung allzu groß und der Finger rutscht doch mal auf ein Lächeln im gelben Vollmondgesicht. Oder auf ein Rotweinglas. Prost! Auf die Welt der bunten Bildchen! (he)

…und um an dieser Stelle noch den eleganten Bogen zwischen bunten Emoticons und Hochkultur zu schlagen, anbei ein Netzfundstück:

Emoticons und Kunstgeschichte - wer hätte sie auch so erkannt?!
Emoticons und Kunstgeschichte – etwas um die Ecke gedacht…

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