Weit mehr als eine Dada-Ikone: Hannah Höch berührt mit einem vielseitigen Werk im Berliner Bröhan-Museum

Als die Ausstellung eröffnet wurde, fielen noch keine Bomben. Die Collagen, Aquarelle und Gouachen von Hannah Höch erzählten in surrealen Bildern von einem Leben, das zwei Weltkriege hinter sich gelassen hatte. Inzwischen haben sie nun eine unerwartete, neue Sprengkraft bekommen. Ihre weise, aus den Wolken emporsteigende „Eule mit Lupe“, gemalt 1945, schaut wieder auf die kleine Erde, die vom Himmel zu fallen droht. Betroffen schauen wir auch auf ihren „Totentanz“ und ihr „Sterbendes Gewissen“, oder auf die 1937 gemalten weißen Tauben, die in ihrer Verstümmelung an Kampfflieger erinnern.→ weiterlesen

Damit die Nacht vergeht oder die Kälte. Helga Schütz nimmt uns mit auf „Heimliche Reisen“

So nahe kam sie dem Leser wohl noch nie: Die Potsdamerin Helga Schütz öffnet sich in ihrer großen Lebenserzählung „Heimliche Reisen“, die sie am Dienstag im T-Werk vorstellt, mit freimütiger Klarheit. Sie lässt uns nachfühlen, wie sie in Kollision mit der Politik immer wieder aneckte, aber auch in ihren Beziehungen zu komplizierten, unpraktischen Männern zu kämpfen hatte. Diese starke, tief geerdete Frau, einst Gärtnerin, dann Drehbuchautorin und Schriftstellerin, weiß nicht nur jedes Kraut zu benennen und zu schätzen, sie dringt auch vor in gesellschaftliche und menschliche Verwerfungen, erwärmt sich am Miteinander, am Zuspruch über soziale Klippen hinweg.→ weiterlesen

Frauenglanz und Kriegerpose. Thomas Schüttes Skulpturenaufmarsch im Kolbe-Museum ist eine Sternstunde

Es kostet Kraft, dem Impuls zu widerstehen. Die Hände gieren regelrecht danach, über die Haut der Skulpturen zu streichen. Die bis 22. Februar im Berliner Georg-Kolbe-Museum gezeigten Figuren von Thomas Schütte breiten sich aus: in Gemüt und Geist. Der 62-jährige Künstler gilt als der wichtigste und auch hochpreisigste deutsche Bildhauer. Das allerdings erfahre ich erst vor Ort: inmitten seiner wunderbar raumgreifenden 30 Plastiken. → weiterlesen

Der kackende Tió – Über einen magischen Baumstamm, der Mandarinenschalen isst, um Geschenke zu produzieren.

Es mag wie ein schlechter Witz klingen, aber in der katalanischen Weihnachtstradition gibt es mehrere Figuren, die mit dem Stuhlgang zusammenhängen. So verrichtet in der Krippe die Figur des „Caganers“, des Hirten, hinter dem Stall seine Notdurft. Sie soll die Fruchtbarkeit der Erde symbolisieren. Das mag für die Bauern noch logisch sein, aber die Menschen der Stadt oder die Touristen bestaunen die katalanische Krippe sehr skeptisch mit großen Augen.

Die zweite Figur, die sich auf den Stuhlgang bezieht, ist noch spektakulärer und viel interaktiver als der „Caganer“. Es ist der „Tió“: ein magischer Baumstamm, der für die Kinder Kataloniens zu Weihnachten Geschenke produziert.→ weiterlesen