Das Poetenpack trumpft im wiedereröffneten Schlosstheater mit Goethes Faust tänzerisch auf

Der Kronleuchter funkelt, die Putten strahlen, die Säulen glänzen: Es ist ein wahrliches Fest. Nach sieben Jahren Aufpolieren meldet sich das Schlosstheater leuchtend-schön zurück. Beim Hochgehen der breiten Steintreppe in den zweiten Rang bin ich etwas aufgeregt, schließlich steigen auch viele Erinnerungen mit hoch: an Burleskes, Dramatisches, Musikalisches quer durch die Weltliteratur, die ich hier über die Bühne gehen sah. Und heute nun: Goethes „Faust“.

Glanzvoll. Das Schlosstheater spielt nach sieben Jahren wieder mit. Foto: he

Zur Wiedereröffnung des barocken Kleinods gibt sich das Poetenpack die Ehre, nachdem die Musikfestspiele coronabedingt außen vor bleiben mussten. Und die freie Gruppe aus Potsdam macht aus dieser geadelten Herausforderung im königlichen Rund  durchaus ein kurzweiliges Erlebnis. Es ist ein musikalisch-tänzerischer und zugleich konzentrierter Ritt durch das Leben des „freudlosen Verderbensbringers“.

→ weiterlesen

Wie bleibe ich Mensch in unmenschlichen Zeiten? Szczepan Twardoch stellt seinen Roman „Das schwarze Königreich“ im Kunstraum vor

Wie wird ein Mensch zu dem, was er ist? Wird er Opfer oder Henker, Gefallener oder Retter? Ist er fähig, seine Würde zu bewahren, wenn der Tod allgegenwärtig ist? Der polnische Autor Szczepan Twardoch (Jahrgang 1979), der am Freitag im Kunstraum Potsdam zu Gast ist, zeichnet in wenigen Strichen ein Kaleidoskop von Biografien, die auch die dunkelsten Abgründe kraftvoll ausleuchten. In seinem rasant geschriebenen Roman „Das schwarze Königreich“ erzählt er über den Krieg, über Warschau nach dem deutschen Angriff 1939. Er stellt sie in ein gleißendes Licht: die Nachtungeheuer, die Überlebenden, beleuchtet, warum sie saufen, huren, schlagen – und auch schießen. Oder sich verwehren.→ weiterlesen

Enge Schluchten. Das Hans Otto Theater zeigt die Tragödie „Vögel“ und erzählt von Lebenslügen, Schmerz und Schuld

Nach meiner Enttäuschung über das zerfaserte Eröffnungsfest Ende August im Hans Otto Theater zog mich die erste Premiere nun mit voller Wucht hinein. Fehlte beim Warmup quer durchs Haus noch der rote Faden, setzte Bettina Jahnkes Inszenierungsauftakt der neuen Spielzeit auf größte Konzentration. Die konfliktbeladende Tragödie „Vögel“ des libanesischen Autors Wajdi Mouawad sticht mitten hinein in die Dauerwunde des Nahen Ostens, aber auch in die vielen Tragödien weltweit. Und sie erzählt über das ganz persönliche Warum, über Lebenslügen, die sich oft hinter politischen Engstirnigkeiten verbergen.

→ weiterlesen

Wenn die Gewissheit stirbt. Wie gehe ich um mit der Diagnose Krebs? Darüber erzählen das Theaterstück „Blitzschlag“ und der Roman „Sterben im Sommer“

Wie gehe ich damit um, wenn plötzlich die Diagnose Krebs mit am Frühstückstisch sitzt und sich bis in die Nacht hineinbohrt? Wenn Gewohnheiten und Gewissheiten bröckeln, aber auch Neues in Gang gesetzt wird. In dem luftig-leichten und doch sehr tief lotenden Theaterstück „Blitzschlag“ von Martina König, das im Theaterschiff Potsdam zu sehen ist, spiegeln sich all die Fragen, die in der entscheidenden münden: Muss ich jetzt sterben? Auch die Autorin Zsuzsa Bánk, die am 23. September im Waschhaus zu Gast ist, setzt sich mit dem Thema Abschied und Neubeginn auseinander. Ihr gefühlstiefer Roman „Sterben im Sommer“ ist ein Requiem auf den Tod des Vaters.→ weiterlesen