Bildsattes Gaukelwerk. Das Große Zittauer Fastentuch erzählt vom Entsagen, Wundern und Freveln

Waren Sie schon mal in Zittau? Oder haben Sie jemals etwas von dem einzigartigen Schatz dieser Stadt gehört? Wir sind durch Zufall auf diese historische Rarität im letzten Winkel Sachsens gestoßen. Denn eigentlich waren wir zum Wandern unterwegs: zum Oybin, wo einst Caspar David Friedrich seine Staffelei aufstellte und malfreudig der Romantik frönte.

Auf dem Rückweg dieser zu Unrecht von uns so lange übersehenen Landschaft – wo sich versteinerte Monster schaurig-schöne Geschichten zuraunen – machten wir in der Kirche zum Heiligen Kreuz Halt. Dort bedeckt hinter einer riesigen Glasvitrine das Fastentuch von 1472 den Altarraum. Es wird das Große Fastentuch genannt, ein kleines gibt es ebenfalls: gleich um die Ecke, im ehemaligen Franziskanerkloster, und 100 Jahre später entstanden.

Was aber ist ein Fastentuch, das der Reformator Martin Luther als „päpstisches Gaukelwerk“ abtat, uns aber heute das Staunen lehrt? → weiterlesen

Die Greifvögel von den Ravensbergen: Zu Besuch auf dem Falkenhof

40 Jahre ist der Seeadler, der uns direkt am Eingang des Falkenhofs empfängt. Er ist blind und fluglahm – in freier Wildbahn wäre er vermutlich nicht mal 30 geworden. Vor einigen Wochen war noch nicht klar, ob der Greifvogel auch den Rest seines Lebensabends hier verbringen kann. Denn der Hof in den Potsdamer Ravensbergen stand aufgrund der Pandemie kurz vor dem Aus. Eine Crowdfunding-Aktion, die vor einem Monat von den Stadtwerken Potsdam gestartet wurde, sollte ein kleiner Rettungsschirm sein. Das Ziel war es, 10.000 Euro Spenden zu generieren. Mittlerweile sind es sogar schon über 17.000 Euro. Die Schließung konnte damit vorerst abgewendet werden. (Mit Fotogalerie)

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Peepshow am Riebener See

Eigentlich sollte der April im Zeichen meiner Pilgertour stehen. Akribisch hatte ich die Wanderwege abgesteckt, Kartenmaterial zusammengetragen, Unterkünfte gebucht. Die Strecke lag nur einen Steinwurf von meinem Zuhause entfernt: zwischen Hennigsdorf und Bad Wilsnack. Warum in der spanischen Ferne schweifen, wenn der uralte Jakobswegs auch vor der Haustür liegt?! Doch inzwischen ist er gefühlt genauso weit entfernt wie Santiago de Compostela. Die Unterkünfte sind geschlossen, und kein Pilgern ohne Rasten. Also mache ich aus der Not eine Tugend, begebe mich auf Ein-Tages-Ausflüge. Auf der ersten Station entdeckte ich das zu Beelitz gehörende idyllische Dörfchen Rieben und seine Sieben-Seen-Route: nur 20 Minuten von Potsdam entfernt.

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Auf dem Großmutter-Abstellgleis

Tägliches Highlight - die Video-Schalte zwischen Enkelin und Oma

Seit dem 6. März habe ich meine Enkel nicht mehr gesehen.  Na klar, wir skypen, bekommen Videos, schreiben und malen uns Briefe. Derzeit schicken wir Fotos von unseren bemalten Ostereiern hin und her. Wir sind dauerdigital. Was gibt es also zu klagen? Die Vernunft sagt: Es ist eine Frage der Zeit, dann ist der ganze Spuk vorbei. Die Gesundheit ist das Wichtigste. Jeder nimmt auf den Anderen Rücksicht, noch viel mehr, wenn der Opa unter einer Vorerkrankung leidet. Wir kennen alle Argumente, Zahlen und Berichte, die uns von morgens bis in die Nacht begleiten und uns oft auch den Schlaf stehlen. Und dennoch: Es fällt so unendlich schwer, zu verzichten, auf das In-den Arm-Nehmen der Enkel, das Kuscheln, das gemeinsame Staunen und Wundern über die vorlauten Enten an den Römischen Bädern, über die dicken Bäume mit ihren zernarbten Häuten, die frechen Krähen und umherflitzenden Hunde. Keine Entdeckungsrunden mit dem Kinderwagen mehr durch den Park Sanssouci, kein Bude bauen, kein Fußballspielen mit dem Schulkindenkel …. Verlust offenbart Reichtum. 

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