Vom Gehen und Bleiben. Julia Schochs Ode auf „Das Liebespaar des Jahrhunderts“

Julia Schoch schreibt über die Ernüchterung in der Liebe – und lässt sie dennoch hochleben. Foto: Bogenberger Autorenfotos

Auf diesem Seziertisch der Liebe wird das Messer mit höchster Präzision angesetzt. Die Potsdamer Schriftstellerin Julia Schoch schält mit der magischen Kraft schlichter, treffsicherer Worte Paarbeziehungen in ihren immer wiederkehrenden Verhakelungen heraus. Und wie nebenbei fängt sie nuancenreich die Atmosphäre nach dem Mauerfall ein, die genährt ist durch die eigene ostdeutsche Vergangenheit. „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ ist ein großes Gemälde, auf das wie bei den Alten Meistern viele Schichten übereinander lagern. Die farbige Fröhlichkeit des Grundtons schlägt dabei immer mehr in eine graugetönte Melancholie um und lässt doch die lichte Grundierung noch erahnen. → weiterlesen

Emails für Dich. Eine Landwirtin und ein Kulturredakteur im Schlagabtausch

Juli Zeh und Simon Urban schrieben über das Auseinanderdriften der Gesellschaft einen packenden Briefroman. Foto: Peter von Felbert

Liebe Theresa, lieber Stefan,

nein, es ist kein Leak, dass ich Eure Emails und Whatsapps lesen kann, ja sie geradezu verschlinge. In diesem Fall sind Juli Zeh und Simon Urban der Grund, dass Eure Post öffentlich wurde. Als Schriftsteller haben sie Euch erschaffen und Eure Briefe mit dem Titel „Zwischen Welten“ in die Welt hinausposaunt (unterstützt vom Luchterhand Verlag). → weiterlesen

Eine Umarmung der Schönheit und des Alters. Olaf Heines fotografischen Geheimnisse in Schwarz-Weiß

Es ist mein erster Besuch der Galerie „Camera Work“ in der Berliner Kantstraße. Auf den ersten Blick ein unscheinbarer Ort, an dem man schnell vorbeiläuft. Die Ausstellungsräume auf den zwei Etagen sind über den Hinterhof zu erreichen: quer über eine kleine grüne Oase. Dort stellt bis zum 4. Februar der Fotograf Olaf Heine seine „Human Conditions“ aus: eine Verbeugung vor großen Künstlern, „die auf den Zerfall und die Zerstörung dieser Welt mit dem Guten und Schönen antworten“, wie der aus Hannover stammende Fotograf in einem Interview sagte.→ weiterlesen

Gut gemacht, Herr Plattner! Ein Besuch im neuen „Minsk“

Der Wegweiser zum Frauenklo!

Das wäre mir im Ost-Minsk nicht passiert. Bevor ich in die Höhen der Kunst aufsteige, möchte ich mich erstmal erleichtern. Also hinein ins stille Örtchen. Doch welche Tür ist die Richtige? Nicht irgendeine weibliche bzw. männliche Figur weist den Weg. Nur ein stilisiertes Klobecken ist zu sehen. Ah, an der anderen Tür ist noch ein weiteres Zeichen angebracht: wohl für das Pissoir?! Doch das erkennen nur wenige. Gerade schleicht wieder eine Frau verschämt aus der falschen Tür. So kommt man indes gleich erheitert ins Gespräch: Und auf Kommunikation setzt ja das neue alte Haus am Brauhausberg. Über diese Wiederauferstehung gibt es indes nix zu meckern, nicht einmal mein pingeliger Bauleiter-Gatte findet ein Haar in der Suppe. „Da hat sich der Plattner gute Leute rangeholt“, so sein pragmatisches Lob.→ weiterlesen