Frostige Stille im „Güldenen Arm“

T22

 

Wenn schon kein Schnee liegt, lassen uns wenigstens die Bilder von Rainer Meißle in den Winter eintauchen. Man spürt sie förmlich, die klirrende Kälte und den eisigen Wind, der um die Bäume fegt.  Fast malerisch muten die Landschaftsfotografien von Rainer Meißle an, die derzeit im Museumshaus „Zum Güldenen Arm“ zu sehen sind. Der in der Prignitz lebende Künstler nimmt sich Zeit, um dem empfindsamen, schnell vergänglichen Spiel von Licht und Schatten auf die Spur zu kommen. Er lauscht dem leise wispernden Dialog wundersame Zwischentöne ab. In der Ausstellung „Stille“ taucht der Besucher in entrückte Stimmungen ein, die in Melancholie versinken. Zugleich kann er sich an frühlingsfrischen, munter pfeifenden Akkorden laben. Es ist ein Vielklang, der den Betrachter umfängt und ihm zugleich den Spiegel vorhält.

Wie genau schauen wir hin, wenn wir durch die Lande streifen? Nehmen wir uns Zeit zur stillen Einkehr? Sehen wir auch die Bedrohung? Was eben noch die BUGA als Kulturlandschaft gefeiert hat, war ehemals eine von tausenden Gewässerläufen durchzogene Landschaft – bis sie in den letzten Jahrhunderten zu Ackerland umgeformt wurde. „Die Auwälder, diese ,unnützen‘ Räume, gibt es heute kaum noch“, so der Fotograf. Rainer Meißle hat sie gefunden und ihre bedrohliche und bedrohte Schönheit großformatig in Bilder verwandelt. „Die Hochwasser der letzten Jahre verweisen darauf, dass der Sieg der Menschen über das Wasser durchaus noch nicht entschieden ist.“

Dabei setzt Meißle scheinbar Bekanntes neu in Szene. Stattliche Baumgruppen schwingen sich himmelhoch auf und strecken ihre Zweige aus, als würden sie sich kühle Luft zu wedeln. Andere versinken in Morast. Rainer Meißle bewegt sich leisetretend zwischen diesen „unnützen Räumen“ – und zwischen den Jahreszeiten. Alles sprießt und grünt und ist im nächsten Moment zu klirrender Kälte erstarrt.  (he)

Stille. Landschaften in Brandenburg – Fotografien von Rainer Meißle

Die Ausstellung ist bis 24. Januar 2016 zu sehen:
im Museumshaus „Im Güldenen Arm“, Hermann-Elflein-Str. 3
Geöffnet ist Mi bis So von 12 Uhr bis 18 Uhr

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